Ort der Isolation

Laura Krok

by Laura Krok

Story

Es war ein kleiner Raum den ich betrat — mit circa fĂŒnf Meter KantenlĂ€nge. Die WĂ€nde ware aus einer Spezialkonstruktion aus Glasfaser, Stahl und 30 Zentimeter dickem Beton ausgekleidet. HĂ€tten sich nicht an jeder Wand des Raumes (einschließlich des Bodens und der Decke) Luken befunden, durch die man in die angrenzenden FreirĂ€ume der Außenwelt sehen konnte, hĂ€tte ich verstört festgestellt, ich bin von der restlichen Welt vollkommen abgeschnitten. Der Fußboden gab wie ein Trampolin nach, so dass keine GerĂ€usche beim Gang durch den Raum entstanden. Hier vibrierte nichts, es quietschte nichts oder es rauschte auch nichts im Hintergrund. 

Der Raum war so schalldicht, dass ich lediglich mein eigenes Herzklopfen und die GerĂ€usche meines eigenen Magens wahrnehmen konnte. Trotz der betrĂ€chtlichen Stille wirkte dieser Raum wie eine ethnografische Musterausstellung. Zahllose große und kleine groteske Figuren in Steingut, Holz und Metall standen herum, exotische Pflanzen aus Plastik wie Palmen und Orchideen verhĂŒllten das Meiste mit ihren tief herabhĂ€ngenden Zweigen. Bizarre, schrullige GegenstĂ€nde aus ihren fremdartigen Materialien fĂŒgten sich trotz ihren scheußlichen Formenkonglomeraten harmonisch in die umgebenden Ruhe ein.

Die Stille des Raumes schien mich zu umarmen, mich in ihre sanften Fesseln zu legen. Jeder Schritt, den ich machte, erzeugte ein leises Echo, das sofort von den dicken WĂ€nden absorbiert wurde. Die surreale AtmosphĂ€re ließ mich fast vergessen, dass ich ein Teil der Außenwelt war, dass es Leben und Bewegung jenseits dieser abgeschotteten Umgebung gab. Ich nĂ€herte mich einer der grotesken Figuren, die wie stumme Zeugen vergangener Zeiten wirkten. Ihre ausdruckslosen Gesichter und krummen Körper schienen Geschichten zu erzĂ€hlen, die niemand hören konnte. Ich versuchte, ihre Geheimnisse zu ergrĂŒnden, ihre vergessene Sprache zu entschlĂŒsseln, doch sie schwiegen beharrlich.

Eine geraume Zeit wandelte ich da herum, entdeckte noch meh verwahrloste GegenstĂ€nde und beobachtete still. Die hermetische Abgeschlossenheit klang wie das endlose Abspielen eines alten Kassettenrecorders. Ich ĂŒberlegte, die hier eingeschlossenen GegenstĂ€nde und Pflanzen des Raumes nach ihrem Befinden zu fragen, nur um doch etwas zu hören, doch ohne etwas zu tun, nahm es die stille des Raumes als besiegeltes Schicksal wortlos hin.



© Laura Krok 2023-06-05

Genres
Novels & Stories
Moods
Reflective