by Ziggy
Aus den Boxen giert mich ohrenbetĂ€ubend der LĂ€rm an, dem ich mich freiwillig ausgesetzt habe. Mein Blickfeld besteht aus gelben NĂ€hten, die Stiefel zusammenhalten und goldenen Funken, die uns zusammenschweiĂen. Vorhin waren alle am Boden festgewachsen, aber die Vibrationen unserer Docs haben die Wurzeln gelockert. Der letzte Rest ZĂ€rtlichkeit ist die BerĂŒhrung im Pogo. Den letzten Rest Liebe habe ich gesehen, als sich vor ein paar Jahren meine Freunde im Pit gekĂŒsst haben. Der letzte Rest SolidaritĂ€t steckt in uns, wie der Schuh im aufgeweichten Wiesenboden.
Keiner versteht, was vorn geschrien wird, denn der Sound wurde direkt auf dem Garagentor produziert. Tropft runter wie frisches Graffiti, zieht in meine Haut ein, wie Stempelfarbe, vermischt sich mit meinem Blut, wie Alkohol.
Vergiss den Gestank von teurem Aftershave und den das Auge beleidigenden Anblick von Kundenservice-LĂ€cheleien. Der Pit schluckt mich und gesteht mir zu, Gewalt zu erleben, ohne zu verletzen, ohne verletzt zu werden. Ich werde aufgefangen. Festgehalten. Losgelassen. Wiedergeboren.
Donnerstag, den 20062024
Liebe sitzt mit mir am Steg und erzÀhlt mir von sich selbst. Liebe schenkt mir Blumen beim Krankenhausbesuch. Liebe vermisst mich und sagt es mir. Liebe umarmt mich immer wie beim letzten Mal. Liebe fragt, ob neben mir noch Platz ist. Liebe lÀsst mich an der Partyraucher-Kippe ziehen. Liebe kommt uneingeladen zu mir nach Hause. Liebe fragt, ob ich Zeit habe. Liebe lÀdt mich zu Partys ein. Liebe bevormundet mich nicht. Liebe ist es egal, wenn ich komisch bin. Liebe tröstet mich. Liebe sitzt mit mir und schweigt.
Liebe liebt mich.
Sie ist da.
Ich kann sie fĂŒhlen.
© Ziggy 2024-08-22