In Deutschland gibt es eine Zirkus Convention. Also ein Zusammentreffen von Zirkus-, Feuer- und Flowmenschen.
Ein langes Wochenende campen wir zusammen, geben und besuchen Workshops und lernen voneinander. Abends gibt es dann Shows von denen, die die Kunst (oder die Künste) schon länger beherrschen.
Solche Conventions gibt es einige. Aber diese, von der ich heute erzählen will, die ist besonders.
Phoenix heißt sie. Und der Phoenix, der brennt bei uns jeden Abend während der Convention. Dreimal wird er entzündet. Dreimal verbrennt er. Dreimal wird er wiedererrichtet. Und die Asche des Phoenix die ist magisch.
Wir alle bekommen nämlich beim Eingang zur Convention neben dem Lageplan und Infos eine kleine Flasche an einer Kette. Diese ist für die Asche des Phoenix.
Dieses Jahr fiel mir auf, wie nie zuvor, welch wunderschöner und individueller Prozess sich hier versteckt.
Denn eigentlich ist die Idee: Die Asche des Vorjahres zur Convention mitbringen, ausleeren und das neue Fläschchen mit neuer Asche füllen. So wurde es mir zumindest bei meiner ersten Phoenix erklärt.
Meine erste Phoenix. Die Asche dieser meiner ersten Phoenix von vor 4 Jahren habe ich bis vorgestern noch bei mir gehabt. Sie hing bei mir im Bad.
Loslassen ist nicht so meins. Ich hebe Erinnerungen gern auf.
Doch dieses Jahr kippte ich Asche von vielen Jahren in den Wind.
Und hörte genau zu, wer was mit der Phoenix Asche machte.
Und da stellte ich fest: wir alle haben unseren ganz eigenen Weg mit dieser Tradition. Und manchmal, wie bei mir, ändert sich dieser. Manchmal ist die Asche nass, manchmal vergisst man die Asche, manchmal hebt man sie auf, manchmal verliert man sie…
Dieses Jahr ist ein Phoenix-Jahr für mich.
Ich spüre das Loslassen. Die Veränderung. Den Neuanfang. Wie ein Phoenix musste ich brennen, dieses Jahr. Um nun aus dem Feuer wiedergeboren zu werden.
Genau das ist passiert. Und meine Liebe zum Feuer war nie größer.
Danke, liebe Phoenix. Danke, dass du nicht nur ein spaßiges Wochenende voller Workshops und Shows bist. Sondern ein Ort, an dem wir Feuermenschen wachsen und auferstehen dürfen. Und manchmal, manchmal eben auch einfach lodernd brennen.
© Leonie von Hartmann 2023-08-29