by Lu Abracci
Dies ist nicht die Geschichte, die Sie alle erwarten, es ist nicht die typische Lebensgeschichte, von der Sie alle wissen müssen, dass dies nicht die Geschichte von „Mädchen trifft Jungen“ oder „Mädchen trifft Mädchen“ ist, sondern die Geschichte, wie ich mich selbst kennengelernt habe.
Doch diese Geschichte fängt ganz woanders an, nämlich in einer Stadt, die von Flüssen durchzogen ist, um genau zu sein, in einem kleinen Krankenhaus im Zentrum der Stadt, in der 3. Etage, zweite Tür. Ja, genau die, die etwas angelehnt ist, und das schreiende Baby in den Armen der Frau, ja, das bin ich: Elisabeth Carter, geboren am 12.1.2001.
Ich wuchs in einem Apartment in der Stadt auf, in der 5. Etage, die erste Tür von links. Unsere Tür hatte einige Kratzspuren, und die grüne Farbe blätterte von ihr ab. Das Erste, was man sah, wenn man hineinging, war der lange Flur, und wenn man gerade durchging, traf man auf mein Zimmer, geschützt von meiner Tür, beklebt mit vielen verschiedenen bunten Stickern, die ich über die Jahre gesammelt hatte. Sonst bestand mein Zimmer aus einem Bett, einem Schrank und einem flauschigen Teppich. An den Wänden waren viele Poster von Pferden, Blumen und Sängern, die ich nicht kannte. Meine Mutter war Ärztin, mein Vater Lehrer. Ich hatte keine Geschwister, was ich nicht bedauerte. Ich hatte dafür einen kleinen Hund, Barry. Er war der süßeste Hund, den man sich nur vorstellen konnte. Ich spielte oft unten im Hof und kletterte auf die Bäume.
Eines Sommers, der Sommer, an dem ich acht Jahre alt wurde, fuhren wir weg ans Meer. Ich liebte es dort. Ich liebte den Sand unter meinen nackten Füßen, die Wellen, die unregelmäßig ans Ufer brachen. Das Leben war leicht und schön, unbeschwert. Doch als wir zurückkamen, hatte sich etwas geändert, jedoch die Wohnung war noch gleich: der gleiche Flur, meine gleiche Tür mit den vielen bunten Stickern, derselbe Geruch von einem Hochhausgebäude mit den vielen Menschen, derselbe Ausblick auf die vielen Hochhäuser war gleich, dieselben fremden Nachbarn, die einen nur flüchtig begrüßen, und doch hatte sich etwas verändert, das spürte ich. Und genau da fängt diese Geschichte nun an:
An dem Tag, als man mir sagte: Nein, du darfst nicht mitspielen, du bist ein Mädchen!
© Lu Abracci 2024-06-05