Auf dem Land
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Ich hatte sie schon von weitem gesehen: Zwei Menschen vom Pferdehof, die je ein Pferd die Straße entlangführten. Bald würden sie in den Feldweg einbiegen, wo sich die Koppeln befinden. Und wir auch. In diesem Moment, am Samstag, dem 30. Juli 2022, so gegen 17.30 Uhr.
„Bleiben wir lieber ruhig sitzen, bis sie vorbei sind“, sage ich zu meinem Mann.
Denn kurz vorher hatten zwei Riesenrösser, als sie unser ansichtig wurden, vor Schreck einen abrupten Schlenker über die Wiese gemacht, dabei den Planwagen, den sie hinter sich herzogen, durchgerüttelt und die Kutscherin und den Kutscher, die auf dem Kutschbock desselben saßen, etwas verdutzt dreinblicken lassen, sie hatten uns nicht bemerkt. Die Bank, auf der wir sitzen, steht ein bisschen zurückgesetzt und ist rechts und links von dicht belaubten Erlen eingerahmt.
Wir kannten das schon von früheren Spaziergängen hier. Aber meistens von jungen, noch scheuen Pferden. Dann blieben wir immer stehen und warteten ab, bis sie vorbeigelotst waren.
Also bleiben wir sitzen und warten.
Die Frau sieht uns zuerst, ruft über die Schulter zurück zu dem Mann hinter ihr:
„Vorsicht, Menschen auf der Bank!“
Ja. Wir nicken.
Frau mit Pferd und Mann mit Pferd ziehen unbehelligt an uns vorüber.
Und was ist das jetzt für ein Geräusch? Ein Frosch?
Die Schnauze eines Hundes kommt in Sicht, danach der ganze Hund, schließlich ein Stückchen Leine.
Ich rufe vorsichtshalber:
„Vorsicht, Menschen auf der Bank!“
Die Frau am anderen Ende der Leine kommt nun ebenfalls in Sicht, lacht, sie habe uns gar nicht gesehen hinter dem Baum.
Ja. Eben.
Und der Hund markiert die Grashalme neben der Bank. Denn das geht zu weit: Menschen auf der Bank!
Oder er hat uns einfach nicht beachtet …
Wir genießen den Abend.
© Brigitte Hieber 2022-07-30
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