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#schreiben#bücher#nacht

Die Nacht ist eine Katze

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Die Nacht ist eine Katze | story.one

Abends fließt der Himmel zurück ins Meer, verdunkelt sich, mehr erahnt als gesehen, erzählt von der Nacht …

Natürlich kamen nachts die Gespenster. Die mir den Atem nahmen. Natürlich wäre ich lieber aufgeblieben, hätte mich heimlich aus dem Zimmer gestohlen nach unten, oft wurde ich gestellt. Und ja, auch ich las mit der Taschenlampe unter der Bettdecke, der Lichtschein unter der Tür verriet mich. Da zündete ich im leeren Bettkasten die Kerze an, schob bei nahender Gefahr das Schiebetürchen vor, man roch es. Nachts schlafen die Kinder doch, Lesen verboten. Aber ich wurde groß und größer, schrieb nachts meine Arbeiten, mit fünf Tassen Kaffee, die Uhr schlug fünf. Die, die nachts arbeiten, hieß es, da gab es viele Sprüche. Ich liebte die Nacht. Allein mit mir hörte ich meine Gedanken, gebar sie unwidersprochen aufs Papier. Nacht ist Wahrheit. Kafka besuchte mich und Shakespeare. Nacht sind Worte. Nacht ist Schnurren, ist Fauchen und Schreien, Katzen sehen gut im Dunkeln. Nacht ist Tiefe. Ich zog mit den Katzen um die Häuser, Nacht ist Freiheit, fand vielleicht den Weg nach Hause. Zumal die Nacht der leise Mond begleitet. Es kommen und gehen Monde von Liebe und Leid, der zunehmende versetzt mich in Unruhe, Holz wird geschlagen bei abnehmendem Mond, denn das Wasser in den Bäumen folgt dem Mond, wie Ebbe und Flut … Ich denke an früher, als Bücher kostbar waren.

Natürlich waren die Gespenster nachts länger aufgeblieben, der atemlose Lichtschein stahl sich unter die Bettdecke, die Kerze im Bettkasten zündete Verbotenes an. Kinder schliefen nicht, die Großen schrieben mit Kaffeetassen bis in die Früh Sprüche über die Nacht und alleinige Gedanken. Papier widersprach nicht. Kafka ist Wahrheit, Shakespeare ist Wort. Katzen sehen die Tiefe, finden die Freiheit um die Häuser, der Mond schreit leise Liebeslieder, Leideslieder … Bäume sind Bücher im Meer.

Natürlich stahlen die Gespenster nachts das Licht, als Kinder sahen wir im Dunkeln. Mit früher Kaffeetinte schrieb ich, hörte die Nacht auf dem Papier. Die Nacht ist eine Katze.

Der Mond fließt.

… und am Himmel wachsen die Bücher.

© Brigitte Hieber 2022-03-27

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