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#magie#baumwelten#duundich

Halloh

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Halloh | story.one

„Fühlte mich dort wie verwandelt!“ Die Worte einer Freundin hatten den Ausschlag gegeben.

Hier muss die Abzweigung sein. Weg von der Eder. Hinauf zum Halloh. Hinter Albertshausen. Es ist der Sommer 2016, der 10. Tag unserer Eder-Radtour. Einmalig bisher, aber ein paar Illusionen mussten wir begraben. Flussabwärts? Die Region heißt Eder-BERG-Land! „Die Eder fließt bergauf“, sagte unsere erste Gastgeberin. Dass unterwegs ein Haus auf dem Kopf stand, war eine Bestätigung.

Jetzt sind wir in der Ebene. Bis zur Mündung leichtes Spiel. Über den Halloh wäre es nur ein unwesentlicher Umweg, hatte ich recherchiert. Über den Berg zwar, aber bis dahin wären wir gewiss topfit.

Wir biegen also ab in ein idyllisches Seitental. Unter einem Apfelbaum gleich die erste Pause. Es hat über 30 Grad. Gegensonne, Gegenwind. Dann kommt der Schotterweg. Steil ansteigend. Lang. Kannst du noch? Ich muss schieben. Du auch. Warum tun wir uns das an?

„Ein Naturdenkmal mit bis zu 300 Jahre alten Buchen“, hatte die Freundin begeistert berichtet. Natürlich wollten wir dahin.

Umkehren? Die Übernachtung ist gebucht! In Reinhardshausen, unweit vom Halloh. „Der Schlüssel liegt unter der Matte“, hatte der Mann am Telefon gesagt. Es gibt kein Zurück.

Ein sogenannter Hutewald sei der Halloh früher gewesen, zum Hüten von Ziegen, Schafen und Schweinen. Die hätten den Boden frei geknabbert und so den Bäumen Raum verschafft. „Hal“ stehe für einen Hang, „loh“ für einen kleinen lichten Wald.

Da, die ersten Dächer auf der Kuppe. Albertshausen. Da, ein Holzschild: „Hutewald Halloh“! Letzte Steigung zum Wäldchen auf der Anhöhe. Wir sind da. Die Zeit drängt. Es ist 19 Uhr, ich muss das Licht ausnutzen für Fotos.

Wir verlieren uns im Wald, vergessen die Zeit. Geräumig ist es hier zwischen den uralten Buchen. Sie sind gedrungen, aber ausladend. Und knorrig. Bizarr. Ahnen aus einer fernen Zeit. Eine ist so hohl, dass wir uns hineinstellen können. Im Licht der tiefer stehenden Sonne wandeln sie sich zu skurrilen Gestalten in gefurchten Borkengewändern. Überall Augen und weit ausgreifende Arme. Wurzeln ziehen sich über den Boden wie knubbelige Landschaften, kriechen unendlich langsam über die Erde, bis auch sie sich wandeln … zu behäbig schwingenden Röcken mit langen Fransen. Die Gestalten bilden einen Kreis. Ihre ausgestreckten Arme berühren sich. Die Erde vibriert. Ein Brummen, ein Dröhnen dringt aus der Tiefe. Didgeridoo-Klänge ertönen. Es beginnt ein Stampfen und Wiegen, der Tanz der Alten setzt ein. Arme wedeln durch die Luft, Wurzelröcke fegen über den Boden, grünes Haar verflicht sich mit dem Nochblau des Himmels.

Ehrfürchtig verabschieden wir uns, hinterlassen ein Geschenk.

Der Schlüssel zur Villa liegt unter der Matte. Wir erden uns mit einer Pizza.

Auf meinen Fotos wird im Wald ein blaugrüner Schimmer zu erkennen sein. Danke, liebe Freundin, für den Tipp.

© Brigitte Hieber 2020-09-25

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