Ewigkeit ist kein Kreis - Zuckerstangen
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Ewigkeit ist kein Kreis. Da kann ich ausbrechen, sobald ich den Blick abwende.
Unendlich viele Kreise übereinandergestapelt ergeben plötzlich etwas ganz anderes: Eine Röhre. Eine ewige? Sobald ich mich umwende, bin ich ausgebrochen.
Viele Röhren nebeneinander. Eine ewige Ebene? Ich brauche nur nach oben zu schauen.
Ganz viele Ebenen übereinander. Dann füllen sie wirklich alles aus. Wo bin denn dann ich?
Ich verschenke ein Armband zum Jahrestag, weil doch der Kreis Ewigkeit bedeutet. Oder? Nein. Symbolisiert.
Der Kreis hilft uns nicht in unserer Ewigkeit, wenn wir wegschauen. Unendlich viele Kreise sind wertlos, wenn wir uns abwenden.
Alles, was ich bin, ist in diesem Moment ewig. Morgen bin ich anders. Gestern gehört zu mir. Doch gibt es ein Morgen? Und wenn ich morgen anders bin, was bin ich dann heute? Bin ich nicht jetzt?
Ich schwebe über der Gegenwart und blicke auf sie hinab. Ich strebe nach morgen und denke an gestern. Dann wäre ich also in der Gegenwart. Im Augenblick.
Doch da bin ich nicht, ich sehe mich nicht von oben. Ich bin kein Punkt. Ich bin nicht heute. Ich bin immer.
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Zu wissen, was man will, aber Zweifel zu haben, es durchzuziehen.
Kontakt zu un- und altbekannten Freunden (wieder)aufzubauen.
Interessante Personen kennenzulernen. Ihre Gedankenwege und Erfahrungen mitverfolgen zu dürfen.
Alle Zuckerstangen in unserer Süßigkeitenwelt zu bestaunen, doch keine von ihnen zu kosten. Dennoch angeblich genau zu wissen, woraus sie bestünden. Biologisch?
Nie das Ende einer Geschichte zu erfahren, weil man sich im Kopf schon mit einem anderem begnügt hat. Einem einfachen.
Oder den Anfang sowie das Ende einer Geschichte zu lesen. Weil es am Anfang zu aufregend ist. Weil der Mittelteil anstrengend ist. Weil schließlich doch nur das Ende zählt. Doch ohne Mittelteil ist das Ende einer Geschichte keines. Dann gibt es keine Geschichte.
Und wir wollen doch alle ein Happy End.
Ich stehe an der Kante zwischen DasLebenistwunderschön und DasLebenistanstrengend. Was ergibt beides?
Wir beneiden andere und zweifeln an uns selbst.
© Carmen Aschbacher 2021-08-10
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