Regenbogen |||
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Ich werde von einem gewaltigen Ruck geweckt und reiße sofort meine Augen auf. Davis hat damit zu kämpfen, das Auto auf der Fahrbahn zu halten. Die gesamte Straße ist voller Wasser. Es regnet stark, aber es gewittert nicht.
Davis schnaubt und lenkt das Auto auf eine Ausfahrt zu. Die Fahrt kommt mir viel zu langsam vor. Ich will fragen, was er vorhat. Doch mein Mund will sich nicht bewegen, denn diese Frage ist überflüssig. Also lasse ich es bleiben.
Langsam und gemächlich rollen wir auf einen freien Parkplatz zu.
Nachdem er das Fahrzeug abgestellt hat, blickt Davis zu mir. Er lächelt ein kleines bisschen. „Tut mir leid. Ich kann und will heute nicht mehr weiterfahren. Zumindest nicht, wenn es regnet. Und nicht mit diesem Auto.“ Er tippt nachdenklich auf das Lenkrad.
„Okay.“ Ich bemerke die Schweißperlen auf Davis’ Stirn. „Was hast du vor?“
„Lass uns ein Taxi nehmen. Oder, noch besser, wir übernachten hier in der Nähe.“
Ich seufze und blicke nach vorne. „Oder wir laufen zu Fuß.“
Davis schaut mich lange an. Sein Blick ist ein unbeschreibliches Bild, gemalt aus Liebe und Erinnerungen. Dann nickt er. „Ja, das machen wir. Komm!“
Wir springen aus dem Auto und nehmen uns an der Hand.
Und dann laufen wir los. Lassen den Wagen stehen, mit ihm all die traurigen Momente, die wir in den letzten Tagen durchlebt haben. All die Fehler, die wir bisher begangen haben.
Laufen los, um ein neues Leben zu beginnen. Neues auszuprobieren. Laufen los in ein neues Leben.
Die Landschaft zieht an uns vorbei. Und mit ihr Erinnerungen. Erinnerungen, die unser Leben nun ausmachen.
Nicht zu langsam, nicht zu schnell.
Aber eigentlich sind wir es, die an der Landschaft vorbeiziehen.
Der Regen kühlt unsere erhitzte Haut.
© Carmen Aschbacher 2021-08-11
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