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Dog Story 3 & 4

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Dog Story 3 & 4 | story.one

Hallo, ich heiße Brösel. Die Tierärztin fand diesen Namen despektierlich und hat stattdessen "Ambrosius" in meinen Impfpass eingetragen. Ich bin, wie man so schön sagt, eine Promenadenmischung. Ein kroatischer Strandhund. Meine Mutter war eine Boxerhündin. Vater unbekannt. Nach einer abenteuerlichen Rettungsaktion wurde ich in Salzburg von einer netten Familie mit zwei Söhnen aufgenommen. Lasst mich hier ein paar Episoden aus unserem Patchworkleben zum Besten geben.

VON DER KRAFT DER AUSDRÜCKE. Stadthund der ich bin, liebe ich die Wochenendausflüge besonders. Es war ein schöner Tag. Kein Regen! Erst abends dann... Wir waren stundenlang gewandert. Ich den Weg sicher dreimal. Vor, zurück und wieder vor. Ich bin rechtschaffen müde. „Hundemüde“ möchte ich fast meinen, obwohl ich sonst solche sprachlichen Anleihen im Tierreich nicht mag. Außerdem ist Abend und es beginnt – siehe oben – zu regnen. Endlich sind wir beim Auto. Mir reichts. Mit der Kondition stehts auch nicht mehr zum Besten. Bis hierher und keinen Schritt weiter. Ich leg mich hinters linke Hinterrad. Einsteigen? Nein, für solche Sprünge bin ich heute nicht mehr zu haben. C. rupft an der Leine. Ein unsanfter Ruck. Gut, ich gesteh ihr zu, dass sie auch erledigt ist. Einen Gutteil des Weges hat sie immerhin ihr Kind auf den Schultern balanciert. Jetzt reichts ihr offenbar ebenfalls. Ich krieg – verdientermaßen, ich gebs ja zu – eine Klaps auf den Po: „Vorwärts jetzt, Brösel!“ Reifen quietschen, Auto hält, Tür fliegt auf: „Wann Du A... no amol den Hund schlagst, dann schmier i dir ane, du ... Du schlagst den Hund nimma, nit neben di Kinda!“ Was sollte ich dazu sagen, wenn ich reden könnte? Dass die Kinder von dem Tatscherl, das mich getroffen hat aller Voraussicht nach weit weniger seelischen Schaden davon tragen werden als von den impertinenten Schimpftiraden des ach so wohlmeinenden Tierfreundes?

DIE SORGEN DER ANDEREN LEUTE. Einkaufsstraße, Mittagszeit. Ich muss mal. Gut, ich hätte natürlich mein Geschäft auf einem dieser zahlreichen Grünstreifen verrichten können, die wir im Laufe unseres eineinhalbstündigen Spazierganges extra zu diesem einen Zweck angesteuert hatten. Alles klar, aber wer denkt schon daran, wenn es überall so interessant riecht... Jetzt MUSS ich und dazu geh ich in die Hocke. C. ahnt schon was kommt. Die Erfahrung lehrt sie. Auch lehrt sie die Erfahrung, für solche Eventualitäten Vorsorge getroffen zu haben. Geschätze sieben Gackssackeln beulen, seit sie mich hat, ihre Hosen-, Jacken- und was auch immer für Taschen aus. Sie schreitet tapfer zur Entsorgung. Im Niederknien zischt sie mir mit tiefer Abscheu wegen der vielen nicht wahrgenommenen Gelegenheiten zu: „Brösel, Du Schweindl!“ Ich nehms nicht persönlich. Eine Passantin schon. Sie meint: „Wie können Sie Ihren Hund so beschimpfen. Er verrichtet ja nur seine natürliche Notdurft.“ „Leute wie die da sollten überhaupt keine Hunde halten dürfen“, pflichtet ihr Gatte bei.

© Caroline Kleibel 2019-04-12

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