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#zeitnehmen#kaffeetrinken

Ob jetzt George Clooney kommt?

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Ob jetzt George Clooney kommt? | story.one

Derzeit haben mein Bruder und die Amseln, die in seiner Umgebung wohnen, eine Gemeinsamkeit: Sie räumen den Komposthaufen auf, sie sortieren dort etwas hinaus, von dem es heißt, dass es kompostierbar sei. Das mag ja auch stimmen, aber es dauert halt scheinbar viel länger, als der Rest der Materialien im Komposthaufen.

Ich mache mir jetzt sicher ganz viele Nicht-Freunde, wenn ich mich wundere, wie viele Menschen ihren Kaffee mithilfe kleiner Kunststoffkapseln zubereiten. Oder – mein Bruder und meine Schwägerin sind beide umweltbewusst – die noch teureren kaufen, die kompostierbar sind. Was an sich löblich wäre, wären da nicht die sichtbaren Kapseln im Kompost, die die Amseln bei ihrer Arbeit stören und welche sie hinter sich schleudern, aus dem Kompostkubikmeter hinaus, und somit meinen Bruder auf sich aufmerksam gemacht hatten.

Ja, es gehe halt viel rascher, meint er und all die anderen, die ich frage: Du auch? Auch Du hast so ein Ding? In der Anschaffung ist das Gerät günstig, weil die Firma ja an den Kapseln verdient. Und die gibt es in vielen Farben, damit die Menschheit beschäftigt ist.

Bei absolut jedem Kaffee bleibt – im Falle eines kurzen Espressos – die fast idente Kubatur in Plastikmüll über. Und Stanniol. Oder, woraus ist der Verschluss, der bei der Zubereitung durchstoßen wird?

Mir graut vor Dir oh Heinrich.

Meine Kaffeezubereitung mag eine Minute länger dauern. Aber gehört die Zubereitung nicht schon zur Vorfreude des Kaffeegenusses dazu? Und das mit Zeitgewinn muss auch gar nicht stimmen, weil die Kapselverbrauchgeräte auch nur dann rasch gehen, wenn sie schon aufgedreht und vorgeheizt sind.

Ich habe zwei achteckige Metallkannen in meiner Küche. Eine kleinere für meinen Morgenkaffee. Aus der gleichen Kanne lassen sich aber auch zwei Schälchen Espresso zubereiten. Und, wenn ich mehr brauche, besuchsbedingt, dann nehme ich die größere Kanne. Dort muss man vielleicht wirklich einige Minuten warten, bis aus dem Pulver und dem Wasser dieses wunderbare Gemisch wird, mit welchem man sich gerne belohnt. Mit der kleinen geht selbst das rasch und gründlich. Nichts bleibt übrig als der reine Kaffeesud, den man dadurch leicht sammeln und als Dünger verwerten kann.

Wenn sich jetzt aufgrund meines Textes ganz viele Menschen so achteckige Kannen zulegen und somit keine Kapseln mehr kaufen, oder fĂĽr die Fans von leichterem Kaffee sich eine Karlsbader Kanne zulegen, der porzellangebaute Vorreiter der PapiertĂĽten fĂĽr den Filterkaffee, dann werde ich wohl bald einen Profikiller auf der FuĂźmatte stehen haben? Der mir sagt, einmal darfst Du Dir noch die Kanne auf den Herd stellen, dann blase ich Dir das Koffein-Licht aus.

Oder sie lösen das charmanter und senden mir George Clooney? Damit er bei mir seinen leibhaftigen Charme voll wirken lässt, und ich – frisch aufgebrüht durch ihn – mir auch so ein Ding zulege?

© Eva Hradil 2021-05-01

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