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#tanzen#eifersucht#paarbeziehung

Paarbildung und Paartrennung

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Paarbildung und Paartrennung | story.one

Paare, die gemeinsam auf eine Milonga gehen, tanzen oft die erste Tanda miteinander und die allerletzte, die immer als solche angekündigt wird. Und vielleicht eine, deren Musik sie besonders schätzen. Ansonsten trachten sie danach, auch mit anderen Damen und Herren ins Körpergespräch zu kommen. Daher ist es zumeist gut, wenn diese nicht gemeinsam und eng beieinander sitzen, weil aus dieser Sitz-Paarung selten aufgefordert wird.

Und somit ist es unfair, sich in einer Pause eng neben eine Dame zu setzen, die man nicht auffordern will. Weil andere Leader sie dann als bereits aufgefordert betrachten.

Um auf eine Milonga zu gehen, braucht es keine/n PartnerIn. (Bzw. gibt es tatsächlich nur sehr vereinzelte, zu welchen fast ausschließlich Paare erscheinen.) Aber um den Tango zu lernen, dafür braucht es ein passendes Gegenstück. Damit die Kurse und Klassen ausgeglichen sind.

Ansonsten müsste man bestehende Paare davor warnen, gemeinsam Tango tanzen zu lernen. Es gibt dabei durchaus solche, die diese Erfahrung als Paar überlebt haben. Aber ich schätze den Prozentsatz derer weitaus höher ein, deren Verbindung dabei auseinanderfällt.

Der Anfang dieses Tanzes ist für die Herren ungleich schwerer. Und das ist für die Frauen aber nicht so durch und durch nachvollziehbar, weil es ihnen eben leichter fällt. Einerseits die Ungeduld der eigenen Partnerin, andererseits die Attraktivität, die Herren plötzlich gewinnen, sind sie doch meist in der Minderheit inmitten tanzwütiger Damenscharen. Das birgt Gefahren ohne Ende.

Die/Den eigene/n PartnerIn in inniglicher Umarmung mit jemand anderem zu sehen, kommt dann auch noch dazu. Das Gefühl, dass sie/er es dort „mehr genießt“. Und am Anfang so einer Tangoleidenschaft kann man die Leidenschaft für den Tango noch nicht als eigenständiges Wesen betrachten und verbindet sie notgedrungen mit PartnerInnen, mit welchen man gut tanzt.

Verbindungen, die das alles überleben, sind gute! Gratulation!

Die zweite Sorte der Tangopaare sind solche, die sich ebendort kennengelernt haben. Die einander schon auf Augenhöhe begegnen können, und die Herren die schwierigeren Anfänge schon hinter sich gelassen haben und die Verantwortungsrolle, die sie im Tango zugeteilt bekommen, schon ausfüllen können. Sie pulsieren das Zweier-Gefüge durch und in die Musik, sie dirigieren es sicher und vorausschauend im Raum. Und beide Teile wissen darum, dass innigliche Umarmung sich auf den Tango bezieht und die Eifersucht nicht nötig ist, angeworfen zu werden. Außer diese spezielle Paarbeziehung braucht sie als Antriebskraft.

Und es gibt die Paarbildung während der Milonga. Wo ein Blick ausreicht. Zwei Blicke, weil von zwei Menschen. Für die Dauer einer Tanda geht man eine Musikbeziehung ein. Arbeitet gemeinsam am Gelingen, steuert seine Möglichkeiten bei, nutzt die der anderen Person. Genießt selbst und achtet auf seine/n PartnerIn. Wenn es geht: während der gesamten Tanda – ohne Pause.

© Eva Hradil 2021-11-03

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