Vom Workout
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Nein, ich rede nicht von Innenräumen mit Spiegeln und allerlei Geräten. Ich erzähle vom Workout im Garten – angewandtes Workout, welches sich von alleine erledigt, während man etwas erledigt. Und wonach man auch manchmal richtig erledigt sein kann.
Mit der Astsäge etwas sägen, das (weit) über Kopfhöhe angebracht ist, wie Äste das durchaus zu tun pflegen, da jammert mein Bizeps – oder wie all die Nachbarmuskeln heißen können – gehörig, weil das eine ungewohnte Bewegung ist.
Schwere Dinge von A nach B tragen. Dabei gut die Bauchmuskeln benutzen, damit der Rücken entlastet ist. Man muss wissen, meine Schubkarre hat kaum Luft im Reifen. Obwohl ich ein neues Rad gekauft hatte, selbst montiert auf dieses schon sehr alte Gartenschiebefahrzeug, war nach kurzer Zeit wieder keine Luft im neuen Gummi. Zu viele Dornen liegen versteckt im Gras oder nahe am Kompost. Nun könnte man die Schubkarre dennoch beladen, und das tue ich auch im ihr irgendwie zumutbaren Ausmaß, aber die Bauch- und Armmuskeln braucht man dann dennoch, damit man das Ding vom Fleck bekommt.
Tausende Male bückt man sich und kriecht dabei oft sogar beinahe, um unter einem Busch zu schneiden. Dehnen und strecken, teilweise mit zusätzlichem Muskeleinsatz, das ist ähnlich manchen Bewegungen im Yoga. Dann gibt es noch die Leiterübung, die die Balance fördert: Man stellt eine Aluleiter auf dem stets unebenen Gartenboden auf. Oder es schaut sogar eben aus, aber der Gartenboden ist nicht überall gleichmäßig verdichtet, weil eine Wühlmaus(-familie) zwischendrin für Lockerungsübungen des Gartenbodens selbst gesorgt hatte. Und dann senkt sich, wenn man das nicht vorher prüft, sogar mit einem selbst darauf, eines der vier Leiterenden ins Erdreich hinab und verschieft seine oberen Anteile, welches Konzentration, Unerschrockenheit und rascher Muskelreaktionen bedarf, um weiterhin oben zu bleiben.
Brennnessel- oder Hopfenwurzelstränge aus dem Boden zu ziehen. Himmel, das ist Arbeit. Die Brennnesselwurzeln lasse ich mittlerweile, sondern sorge nur dafür, dass sie oben nicht stören. Aber die Hopfenwurzeln, die wachsen zu dicken Strängen und der Hopfen ist ein schneller und entschlossener Kletterer und hat absolut keine Scheu, seinem lebendigen Klettergerüst (Baum, Strauch) das Licht zu nehmen und sich schwer anzuhängen. Hinten am Zaun habe ich einen alten Weintraubenstock (jedenfalls ist er älter als ich selbst), dem ich seit einigen Jahren helfen muss, nicht vom Hopfen überwuchert zu werden. Kämpfen da Wein und Bier miteinander?
Beim Workout-Gedanken des Gartens hilft mir auch, dass ich nur ein einziges Gartengerät habe, das nicht mit Muskelkraft betrieben wird. Das ist der Grasmäher.
Das ist auch eine der beständigsten Tätigkeiten meines Gartenbewegungsuniversums. Früher eine sehr verhasste Tätigkeit, denke ich mir mittlerweile, wie viele „Schritte“ mir das brächte, hätte ich, wie einige Menschen, die ich kenne, so einen Schrittezähler.
© Eva Hradil 2021-06-05
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