Von Lichtnahrung und den Ernährungs-Docs
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Aus mir komplett unerfindlichen Gründen ist mein Körper viel bescheidener als ich selbst. Er kommt mit weniger Nahrung zurecht, als ich mir gerne zuführen würde. Das war immer schon so, auch, da ich selbst ja eher zu offen gelebter Unbescheidenheit neige. Doch in den letzten Jahren hat mein Körper – scheinbar – beinahe auf Lichtnahrung umgestellt. Ich esse ohnehin kaum etwas (kommt mir vor) und dennoch ist es mehr, als zur Energiezufuhr nötig wäre.
Innerhalb weniger Wochen sah ich aus, wie ich es mir nie vorstellen wollen würde. Da muss zuvor wieder so eine Stoffwechselverlangsamung, die „das Alter“ mit sich bringt, vonstattengegangen sein. Eine einzige Zumutung, finde ich.
Mein Glück war und ist, dass ich während all der Lockdowns zur YouTube-Influencerin geworden bin. Mit derzeit 52 Followern! Hihi. Aber immerhin ausreichend, um mich dort immer wieder anzumelden, um zu sehen, ob und welche meiner Videos Views bekamen.
Und nun kommt es zum eigentlichen Glück, da mir diese Aufenthalte auf YouTube per Zufall das erste Video der Ernährungs-Docs vor Augen und in die Erkenntnis brachte. Ich also nicht nur influence, sondern auch influenced wurde, gewissermaßen. Und zwar wirklich gut und anschaulich. Verständlich. Bildlich dargestellt. Freundlich. Und dennoch drastisch.
Ich bin dann richtig reingekippt – von meiner Unbescheidenheit sprachen wir ja schon – und sah mir alle Videos der Ernährungs-Docs an, die ich finden konnte. Egal, ob mich die Krankheitsbilder selbst betrafen, oder nicht. Weil ich überall etwas gelernt habe. Dass das Bauchfett nicht das Fett außen rundherum ist, welches die inneren Organe vor dem Hosenbund schützt. Sondern im Gegenteil: das sogenannte Bauchfett jenes ist, das zwischen den Organen liegt, und diese von innen an den Hosenbund drückt. Und aneinander. Und zusätzlich ungesunde Mechanismen auslöst.
Seither gelingt es mir besser eine dauerhafte Ernährungsumstellung zu leben. Und wenn ich merke, dass die therapeutische Wirkung nachlässt, der Schweinehund mich mit treuherzigem Blick ansieht, mit schief gelegtem Kopf, wedelt und wieder gefüttert werden will, dann gebe ich mir rasch ein bis zwei der alten Videos. (Neue kommen leider viel zu selten dazu.)
Dafür bin ich sehr dankbar. Ich kann meist selbst erkennen, am Leben und an den Gewohnheiten der Menschen, die dort gezeigt werden, was „falsch“ ist. Bei anderen wissen wir das ja nun auch wirklich leichter und rascher. Aber ich kann die Dinge eben auch auf mich selbst ummünzen. Weiß mittlerweile, worauf ich verzichte und womit ich mich stattdessen satt bekomme. Derzeit ernähre ich mich von in Olivenöl ertränktem Gemüse. Meist einbalsamiert mit Feta. Schmeckt mir! Macht satt! Und wirkt scheinbar. Nicht ratzfatz. Aber irgendwie doch für mich selbst spürbar: Das unkontrollierte Zunehmen hörte auf. Und – an manchen Tagen – gelingt ein Minuswachstum. Das geht natürlich langsam. Aber, wenn die Richtung stimmt, ist das Tempo egal.
© Eva Hradil 2022-08-03
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