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#kunst#rangordnung#kunstmarkt

Wie die Hühner

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Wie die Hühner | story.one

Was ich jetzt schreibe, ist frech, aber auch wahr, irgendwie. Menschen sind keinen Deut „besser“ als Hühner. Weil diese haben eine Hackordnung. Es wird in der Gruppe festgelegt, wer wen hacken darf und wer sich das gefallen lassen muss. Und, wer sich jeweils an eines der beiden Enden dieser Kette gehackt hat oder wurde.

Sich messen mit anderen. Sich einordnen in ein System. Oder auch sich einordnen lassen. Es gibt Bereiche, wo das logischer oder leichter geht als in der Kunst, wie z.B. bei WettläuferInnen: Eine klar abgesteckte Distanz mit einem definierten Beginn und einem ebensolchen Ende. Und in diesem „Forschungsfeld“ bewegen sich die teilnehmenden „Forscher“, um herauszufinden, wer von ihnen am schnellsten das tatsächliche und inhaltliche Ziel erreicht.

Dann gibt es die Bereiche, wo aus einem Spiel ein Wettbewerb wird. Elf Menschen mit einem grünen T-Shirt spielen mit/gegen elf Menschen mit einem violetten T-Shirt und einem einzigen Ball. Bewegung, strategisches Denken, Ballgefühl, Mischung aus „Einzelkampf“ und Teamleistung. Eine gut verbrachte Zeit! Hier wird das Messen der Hackordnung schon schwieriger. In der jeweiligen Gruppe macht es keinen Sinn, weil es ja ein Zusammenspiel von Angriff und Verteidigung ist. Und diese Rollen verteilt sind, wodurch die einen automatisch zu mehr Torergebnissen kommen als die anderen. Und dann die Hackordnung zwischen diesen Gruppen. Auf deren Endergebnisse weltweit richtig viel Geld verwettet wird.

Im Sport gibt es dennoch durchaus messbare Bewertungsmaßstäbe. In der Kunst ist das fast unmöglich. Der „Marktwert“ ist eine Krücke, die einzig durch den Markt gemacht wird. Nicht durch die Kunst. Und der Markt sorgt selbst für die Bekanntheit seiner Ware. (Ist das Brot im Supermarkt „besser“, nur weil wir den Namen des Supermarktes kennen? Oder das von jenem speziellen Bäcker, der aber nur Insidern ein Begriff ist?)

Ein Professor aus meinem Studium, der über Kunst-Wissenschaften sprach, konnte und wollte das, was Kunst ausmacht, nicht einfach „dem Gefühl“ überlassen und hatte sieben Parameter entwickelt, die alle komplexe Begrifflichkeiten als Bezeichnung hatten. Diese nun aufzuzählen steht mir nicht zu. Warum ich davon berichte, ist, weil mich seine Dringlichkeit, Kunst „messen“ zu wollen, so irritierte. Ich glaube, das war das, was ihn tatsächlich antrieb, eine allgemeingültige Messbarkeit für Kunst zu finden oder zu schaffen. Wobei sich seine Parameter auf die KünstlerInnen bezogen, auf menschliche Eigenschaften und nicht auf das Ergebnis ihrer Arbeit. Er, ein Professor der Kunst-Wissenschaften, wusste/spürte/ahnte, dass er, obwohl er den Hauptteil seiner beruflichen Zeit der Kunst widmete, nicht klar sagen konnte, was genau Kunst ausmacht.

Und genau das ist das Wesen der Kunst. Sie entwindet sich der Messbarkeit, sie braucht keine Schubladen. Nur wir Menschen sehnen uns nach dieser „Ordnung“, damit „wir alles richtig machen“ können.

© Eva Hradil 2022-10-21

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