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#tanzen#sport#tanz

Wie es dazu kam

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Wie es dazu kam | story.one

Das sind meist gute Geschichten, wenn man Tango-Maniacs fragt, wie der Tango Argentino sie gefunden hat. Geschichten von Zufällen und Verstrickungen. Meine geht so:

Damals ging ich meist dreimal in der Woche abends tanzen. “Standard/Latein” - das ist das, was man bei uns in Tanzschulen lernt oder durch Fernsehshows, wie Dancing Stars oder Let's Dance, kennt.

Im Sommer war das Angebot mager, da schrieb ich mich – es war 2009 – auf einer Internetplattform ein, um Tanzpartner zu finden, mit welchen man zu einem Perfektionsabend ging. Einer dieser Herren hat seither indirekt Schuld an meiner Tango-Argentino-Leidenschaft. Während er einen „normalen“ Tango mit mir tanzte, baute er etwas ein, das ich nicht kennen konnte. Danach in der Pause meinte er zu mir, ich würde mich für Tango Argentino eignen. Ich hätte mich führen lassen, sei dem Impuls nachgegangen, und das wäre genau die Kraft dieses Tanzes.

Ich kannte noch nicht einmal den Begriff. So fragte ich bei nächster Gelegenheit einen aus meiner Tanzschule, was das denn sei. Er kreuzte die Zeigefinger vor seinem Gesicht und behandelte mich, die ich das Wort ausgesprochen hatte, wie den leibhaftigen Teufel. Alle Freunde, meinte er, die das je ausprobiert haben, da schüttelte er traurig den Kopf, sind nie wieder zu Standard/Latein zurückgekommen …

Hm, … das könnte für die einen als Warnung gelten, für andere als Werbung. Ich war unschlüssig. Ich googelte das Wort, und der Zufall wollte es, dass das allererste Video, das Google mir damals anbot, eines war, in dem sehr alte Menschen sehr langsam und beschaulich miteinander tanzten.

NICHTS für mich! Wusste ich auf den ersten Blick. Tanzen war für mich immer die Möglichkeit, mir selbst Sport unterzujubeln, ohne dass ich mich zwingen musste. Diese Form erschien mir dafür viel zu träge.

Ungefähr drei Wochen nach dieser noch unbewussten Initialisierung verletzte ich mich – nein, nicht beim Tanzen, sondern bei einer Unachtsamkeit, in welcher ein hoher Gehsteig, die Schräge einer Hauseinfahrt, etwas Schweres, das ich getragen hatte und das mir die Sicht versperrte, und eine gehörige Portion Wut auf mich selbst im Bauch, weil ich wo zugesagt hatte, wo ich besser Nein gesagt hätte, mit im Spiel waren. Drei Bänder meines linken Sprunggelenkes sind dabei gerissen. Zwei ganz, eines eingerissen. Eine Verletzung, für die andere Snowboarden gehen müssen.

Die Beschreibung des Folgejahres erspare ich uns allen; ein Jahr dauerte es jedenfalls, bis ich endlich wieder mit dem Tanzen beginnen wollte. Doch Meterschritte zurück, wie man das beim Wiener Walzer macht? Locker herumhopsen, wie beim Boogie? Diese Vorstellungen machten mir Angst, weil das linke Bein absolut unzuverlässig geworden war.

Da war doch dieser Tanz für die ganz alten Menschen … fiel mir ein. Den mache ich jetzt einfach ein halbes Jahr lang. Danach kann ich ja wieder richtig tanzen gehen.

Seither gehe ich richtig tanzen ;-) – und ja, natürlich Tango Argentino.

© Eva Hradil 2021-09-18

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