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Ein Au Pair sagt bye bye

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Ein Au Pair sagt bye bye | story.one

Den ganzen Nachmittag verbrachte ich in meinem Zimmer, weil ich versuchte, 13 Monate Leben in meine 2 Koffer zu packen. Mein kleinstes Gastkind war die ganze Zeit bei mir, weil ihm meine Abreise anscheinend auch beschäftigte. Ich weiß nicht, wie ich es letztendlich geschafft habe, alles zu verstauen, but I did it. Meine Koffer wogen jedoch 1 Million Kilo und ich hatte Angst vor dem Einchecken. Der Abschied von meiner Gastfamilie fiel mir besonders schwer. Ich weinte viel. Es war ein schreckliches Gefühl.

Als ich am JKF Flughafen zum Schalter ging und die Dame mein tränenüberströmtes Gesicht bemerkte und mich fragte, was denn los sei, erklärte ich ihr, dass ich jetzt 1 Jahr hier gelebt habe und nun leider wieder nachhause muss. Sie hatte Mitgefühl. Gott sei Dank, denn als meine Koffer gewogen wurden, hatte ich so viel Übergepäck, dass ich eigentlich 200$ hätte bezahlen müssen. Ich glaube, dass ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr als 50$ besaß. Die Reise an die Westküste hat mich ausgenommen. Die Schalter Dame lächelte mich an und meinte, dass das schon in Ordnung ginge. “Don't worry about it", sagte sie zu mir.1!

Ich hatte einen Zwischenstopp in Portugal. Super Organisation, Hauptsache die billigste Verbindung herausgesucht. Ich war so erschöpft und musste den ganzen Flug von NY nach Portugal weinen. Wie lange man tatsächlich am Stück weinen kann war mir selbst nicht bewusst. Das war aber auch einem extrem süßen “Abschiedsbrief” von einer sehr lieben Au Pair Freundin geschuldet.

Als ich wieder Wiener Boden berührte, konnte ich mich leider überhaupt nicht freuen.

Und jetzt sitze ich hier. In meinem alten Zimmer. In Wien. Totales Chaos. Es fühlt sich an wie ein Rückschritt. Nachdem die Zeit in den Staaten geprägt war von Wachstum, Entfaltung und Vorankommen ist es gefühlsmäßig gerade das Gegenteil. Die Einrichtung meines Zimmers spiegelt mich nicht mehr wider, ich fühle mich extrem unwohl. Ich habe ausschließlich schwarze Möbel, die vielleicht damals zu meiner schweren Gefühlswelt gepasst haben, aber jetzt fast unerträglich zum Anschauen und Aushalten sind. Dadurch, dass sich mein Kleiderstil verändert hat, habe ich wie eine Furie alle „alten“, meinen Stil nicht mehr entsprechenden Teile wild aus dem Schrank gezerrt, die jetzt auf dem Boden herumkugeln. Die werde ich alle in Säcken verstauen und morgen zu Caritas geben. Irgendwer wird sich schon freuen. Danach bin ich meine Kästen, Kommoden und vor allem meinen Schreibtisch durchgegangen und habe alten Ballast aussortiert. Bücher, Souvenirs, Taschen, Kosmetik und was man eben so besitzt, liegen verstreut in meinem Zimmer und spiegeln meine Zerstreutheit wider. Der Jetlag hält mich jedoch wach, an Schlafen ist trotz meiner anstrengenden Heimreise mit Umsteigen in Lissabon und Gepäck von einem Jahr nicht zu denken. Aber ich werde mich schon wieder daran gewöhnen…

Das war bis dato das Abenteuer meines Lebens und ich bin so froh, dass ich die Chance damals ergriffen habe!!

© GenerationAktionismus 2021-04-08

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