Wenn das Jahr sich neigt
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Spätestens dann, wenn das Frohe Fest geschlagen ist, alle Geschenke ihre Abnehmer gefunden haben und die beiden Feiertage nach dem Heiligen Abend Geschichte sind, stellt sich, zumindest für mich, die alljährlich wiederkehrende Frage: Wo ist nur das beinahe abgelaufene Jahr geblieben? Und es fühlt sich dann stets so an, als wäre es erneut um einiges schneller vergangen als all die Jahre davor. Mit jedem weiteren erlebten Jahr wächst sodann meine unendliche Dankbarkeit dafür, dass es wieder ein schönes Jahr gewesen ist. Eines, das mich und meine Lieben vor Kummer und Sorgen bewahrt hat. Dass keiner meiner geliebten Menschen - und Tiere - uns für immer verlassen musste. Ich bin unendlich glücklich und dankbar darüber, dass keine Katastrophe uns heimgesucht und uns Hab und Gut genommen hat. Es waren erneut 365 Tage in 52 Wochen, in denen uns die Diagnose einer schweren, womöglich unheilbaren Krankheit erspart geblieben ist und uns hoffen lässt, dass auch im kommenden, wie auch in vielen weiteren Jahren, es so bleiben möge. Dann macht sich eine wohltuende Glückseligkeit in mir breit, stets im Bewusstsein, dass all das nicht selbstverständlich ist und niemand von uns einen Anspruch darauf erheben kann.
In den stillen Minuten, in denen ich dann nur für mich bin, denke ich an jene geliebten Menschen, die mir bereits vorausgegangen sind. Ich denke zurück, als sie der Mittelpunkt meines Lebens waren und wir Zeit miteinander verbringen durften. An die Menschen, die mich geprägt haben, allen voran meine Eltern und älteren Geschwister. Aber auch meine geliebten vierbeinigen Freunde, die mein Leben leider viel zu kurz unendlich bereichern durften, drängen sich in der stillsten Zeit des Jahres ganz besonders in mein Gedächtnis. Dennoch überwiegt die große Dankbarkeit darüber, all diese wunderbaren Menschen und treuen Tiere gekannt und geliebt zu haben, um vieles mehr, als die Trauer darüber, sie nicht mehr um mich zu haben.
So werde ich einmal mehr hoffnungsfroh das neue Jahr begrüßen - ohne Besäufnis, ohne Mensch und Tier in Angst und Schrecken versetzende Silvesterknallerei und ohne das Versäumnis, an jene Menschen zu denken, denen es um vieles schlechter ergeht als mir. Ich werde es willkommen heißen, ohne Vorsätze zu posaunen, die ich ohnehin nicht einhalten werde können. Dafür aber werde ich einen riesengroßen Wunsch ins unendliche Universum absenden. Ein Wunsch, den auch viele andere Menschen hegen: Mehr Liebe und weniger Hass. Mehr gegenseitiges Vertrauen und weniger Argwohn. Mehr Aufrichtigkeit und weniger List. Mehr Akzeptanz und weniger Voreingenommenheit. Mehr Toleranz und weniger Starrsinn. Das und einiges mehr wünsche ich der Menschheit für das kommende Jahr und für alle Zeit. Vor allem aber wünsche ich uns allen die Einsicht, dass Gewalt niemals eine dauerhafte Lösung eines Problems sein kann!
In diesem Sinne wünsche ich Euch und mir selbst, dass all unsere Wünsche sich fürs nächste Jahr erfüllen werden ….
© Harald Hartl 2021-12-26
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