Corona und Freundschaft
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„Bei der Freundschaft fängt’s erst an, interessant zu werden – sich paaren können auch Hunde“ hat Hildegard Knef mal gesagt.
Diese Zeit von Corona – die hat es wahrlich in sich. Da zeigt es sich, ob man Freunde hat, auf die man sich verlassen kann – was natürlich auch umgekehrt gilt. Mit Freunden teilt man seine Probleme und fragt sie um Rat. Da ist das Herz daran beteiligt.
Man hat etliche „Freundinnen“, mit denen man Tennis gespielt und bei Kaffee und Kuchen getratscht hat. Ist da eine dabei, die für mich da ist, wenn ich in einer Notlage bin– finanziell und emotional? Ich sollte es nicht darauf ankommen lassen, sagt mir meine Erfahrung und mein Bauchgefühl.
Ich bin sehr vorsichtig mit dem Wort „Freundschaft“. Das Wort ist eine Auszeichnung, die nicht jede „gute Bekannte“ verdient. Eine Frauen-Freundschaft – sie hatte zehn Jahre gedauert, hat für mich enttäuschend geendet. Das in einer Zeit, als ich ihre Hilfe am meisten gebraucht hätte.
Freundschaft ist eine Frage der Qualität. Man kann sich ein Stück weit voneinander entfernen, das bringt das Leben so mit sich, doch man verliert sich nie ganz aus den Augen. Freundschaften haben Höhen und Tiefen. Man muss füreinander da sein und zuhören können, und im entscheidenden Moment einfach die Arme weit für den anderen öffnen.
Ich habe das große Glück, so eine Freundin zu haben. Unsere Verbindung ist über die Jahre gewachsen und gereift. Auch wenn wir uns nicht sehr oft sehen können, ein Gespräch mit ihr hebt meine Stimmung, streichelt meine Seele. Das ist gerade in dieser Zeit von unschätzbarem Vorteil. Denn das Gefühl von Ausgegrenzt- sein, das besonders uns Ältere oft überfällt, dauert jetzt schon verdammt lange an. Die Ängste von Corona, die von den Medien im Stundentakt geschürt werden, tragen auch nicht gerade dazu bei, dass wir die Tage fröhlich und sorglos genießen können.
Wie gut tut es da, wenn das Telefon läutet und die Freundin fragt: „Wie geht es dir? Wie fühlst du dich? Brauchst du irgend etwas? Und man weiß, diese Fragen sind ehrlich gemeint und werden nicht nur aus Höflichkeit gestellt. Das Gefühl, wenn jemand ehrlich Anteil an deinem Leben nimmt, ist ein schönes Gefühl.
So strecken wir beide unsere Hände helfend aus, wenn sie gebraucht werden. Aber niemals lästig oder sich aufdrängend. Doch immer im rechten Augenblick, wenn Schatten auf unsere Leben fallen.
Foto: aus “ Zeit für mich” Dez. 2020
© Heidrun Siebenhofer 2020-11-26
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