Respekt ist nicht nur ein Wort
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Wie wir unsere Mitmenschen behandeln, die eine Behinderung haben oder den eigenen Wertvorstellungen nicht so entsprechen, ist ein Zeichen der Gesellschaft, wie gut sie funktioniert.
Haben wir für alle, die stumm nach Hilfe schreien ein offenes Ohr? Oder unterscheiden wir, ob jemand der Hilfe „wert“ ist, oder nicht?
Warum lehnen wir viele Menschen von Haus aus ab? Weil man ihnen ansieht, dass sie nicht auf der Sonnenseite des Lebens geboren sind? Wegen ihrer Hautfarbe, ihres finanziellen Status‘?
Warum reagieren wir oft so ablehnend, wenn jemand unserem Idealbild nicht entspricht?
Warum setzen wir Äußerlichkeiten in finale Urteile um?
Ist uns nicht bewusst, dass durch solche Bewertungen Verletzungen der Seele geschehen, weil der Andere auf sein Äußeres reduziert wird?
Allein wie ältere Mitmenschen von jungen Verkäuferinnen angesprochen werden, ist des Hinterfragens wert. Ich weiß nicht, ob es anderen auch so geht, mich stört es, wenn ich beim Einkaufen gefragt werde: „ Was kriegen wir?“ Dann schau mich um. Sieht die Frau noch jemand anderen neben mir? Ich gebe zur Antwort: „ Was Sie bekommen, weiß ich nicht. Ich hätte gerne 20 Deka vom Bergkäse, bitte.“
Das wirkt. Seitdem werde ich höflich gefragt: „Was hätten Sie gerne?“
Ich möchte einfach als Person wahrgenommen werden und nicht als jemand, den man notgedrungen wahrnimmt.
Warum sind Menschen oft respektlos? Ist es das traurige Bedürfnis, sich anderen überlegen zu fühlen. Von der eigenen Schwäche abzulenken? Was immer der Grund sein mag, der Zauber des Lebens besteht aus der Vielfalt, aus der Andersartigkeit, die in ihrer Summe großen Reichtum darstellt. Einen Reichtum, der zum Segen gereichen kann, wenn man das Besondere dahinter erkennt. Denn all die vermeintlich Schwachen, Fremden, Sandler, Alten und Verlierer sind oft ganz besondere Menschen. Ihre „Erfahrungen und-Lebensschläge“ modellierten ihren Ausdruck, den nur jene nicht verstehen, denen es immer gut gegangen ist.
Seien wir dankbar für unser Leben und erkennen wir: Respekt ist nicht nur ein Wort! Es ist Charaktersache!
Erst hinter dem Tor erblickt man den ganzen Garten.
© Heidrun Siebenhofer 2020-11-20
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