Seminare Seminare - Teil II
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Es gibt Zeiten, da ist es für den Körper ziemlich zäh. Sich in geselliger Runde bewegen – keine gute Idee. Zu langes Sitzen ist ungesund. Zu langes Stehen ebenfalls. Wenn man beim Joghurtessen schon Seitenstechen bekommt, ist das der Beweis, dass man zu wenig Sport betreibt. Das liegt aber bei mir daran, dass meine seelische Muskulatur zu bestimmten Zeit wenig beansprucht wird. Da kommt man automatisch auf dumme Gedanken und Redensarten.
Man muss aufpassen, dass man nach einem Treffen zu einem Bekannten nicht sagt: „Wie sehen uns im nächsten Leben!“ Könnte total missverstanden werden. Weil man eigentlich meint: Wir sehen uns demnächst! Wenn ich einen Kampf mit dem inneren Schweinehund und meinem guten Geist ausfechte, habe ich manches Mal den Eindruck, die zwei kennen sich nicht einmal vom Sehen! Das kommt sicher daher, weil sich das Egoschweinchen stets vordrängt.
Um wieder auf meine Seminarsuche zurückzukommen. Haben Sie schon einmal von einem Workshop gehört, welcher „Astralparasiten und Fremdbesetzungen“ heißt? Ich bis dahin nicht. Ich hasse es, wenn sich Ungeziefer in meinem Umfeld breitmacht, und dann soll ich in einen Workshop gehen, wo dieses vielleicht frei im Raum umherschwebt und bei den Teilnehmern andockt? Nein! Und erst der Ausdruck: Fremdbesetzungen. Wie stellen die Veranstalter sich das vor? Mein Körper gehört mir allein, da will ich nicht, dass jemand anderer sich dort einnistet. Sollen die doch selber schauen, wo sie die Leute unterbringen.
Auch der Text im Prospekt über: „Neu geboren durch integratives Atmen“, war nicht das, was ich mir für die Zukunft als wünschenswertes Seminar vorstellte. Den ganzen Geburtsvorgang noch einmal durchhecheln? Mir haben die zwei Geburten meiner Kinder gereicht. Ich will nicht noch einmal damit anfangen…
Den Kurs: „Wie Liebe gelingt“, habe ich für den kommenden Herbst fix eingeplant. Mein Mann kommt ja auch schon in das gewisse Alter. Vielleicht kann ich ihn zum Mitgehen überreden? Er ist sehr lernfähig. Seit neuestem nennt er sein tägliches Glas Bier: " Hopfen-Smoothie!"Klingt gleich viel gesünder!
Meine Freundin Babs will mich vorher zum „Trommel Workshop“ mitnehmen. Im Inserat heißt es: Trommeln ist Lebensfreude pur. Es verhilft dazu, leichter aus dem Alltag auszusteigen und in die Wesensmitte zu gelangen. Aber ich glaube nicht wirklich, dass das für mich etwas ist. Wenn ich meine Migräne habe, habe ich Trommel-Workshop pur. Da rattert, pocht und hämmert es in meinem Kopf, da können die im Kurs gar nie mithalten. Und überhaupt, wenn ich Bedarf nach Trommelrhythmen habe, brauche ich ja nur das Radio aufzudrehen. Und was die Mitte betrifft: Die ist schon längst überschritten, genau wie die Mitte des Lebens. Was das für mich bedeutet?
Es wird langsam Zeit sich weniger mit Glücksseminaren zu beschäftigen, dafür mehr mit "Gnadenhof-Gymnastik!"
Und der Erkenntnis, meine Orientierung sucht vergebens nach Antworten...
© Heidrun Siebenhofer 2020-08-26
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