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#summerchallenge

#summerchallenge Der Feuerlauf

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#summerchallenge  Der Feuerlauf | story.one

Ich buchte in meinem Hotel eine Massage zur Entspannung. Helenes Hände bearbeiteten energisch meine Problemzonen. Sie stellte prüfend fest: " Sie tun viel zu wenig für Ihren Körper!"

Ich widersprach nicht. Ich wusste selbst, dass ich für meine Kondition etwas tun sollte, um es mal geschönt zu umschreiben.

Ich erzählte ihr von meinem Wunsch nach mehr männlicher Anerkennung. Ich wollte nichts Ernstes - nein. Nur eben mal wieder spüren, dass man Frau ist. Der eigene Mann übersieht nach vielen Jahren Ehe schon mal die Schönheit, die neben ihm nach Aufmerksamkeit hungert.

"Wissen Sie, wo ich das Interesse von einem George Clooney Verschnitt erwecken könnte?", wollte ich von ihr wissen.

" Bei einem Feuerlauf!", sagte sie. " So eine Mutprobe hat es nämlich in sich. Man lässt Altes los und trifft gleichzeitig interessante Männer. Ich weiß, wovon ich spreche."

" Sie meinen, ich soll mit bloßen Füßen über glühende Kohlen laufen und am Ende wird George mich in Empfang nehmen?"

"Ja!"

Ich wollte keine Möglichkeit außer Acht lassen und buchte: " Feuerlauf ".

Zwei Tage später war es soweit. Die Gruppe bestand aus einigen jungen Männern, die meine Söhne hätten sein können. Einer Studentin, drei Frauen zwischen vierig und sechzig und zwei Männern im besten Alter, die ich unter die Kategorie"Notbesetzung" einreihte. Dazu ein etwa 50-jähriger Feuerwehrmann mit Bierbauch und Vollbart. Er war für den abendlichen Glutteppich zuständig. Jedoch kein George, kein Brad in Sichtweite.

Wenigstens entsprach Dennis, der Mentaltrainer, in etwa meiner Vorstellung. Sein Vortrag war interessant. Dann kam der große Augenblick. Dennis schärfte uns ein:"Wenn ihr über das Feuer geht, löst euch von den alten Mustern und Gedanken. Nur dann hat das Neue in eurem Leben Platz. Energien, wie ihr sie jetzt freisetzt, haben die Eigenschaft, sich schnell zu verwirklichen . Also beherzigt meine Worte!"

Ich dachte unaufhörlich an meinen Wunsch.

Der Feuerwehrmann gab das Zeichen zum Beginn. Jeder ging nochmals in sich. Am anderen Ende wartete Dennis mit ausgebreiteten Armen auf uns. Der Feuerwehrmann beobachtete, an einem Baum gelehnt, das Geschehen. Zwei der älteren Damen hatten ihre Willensstärke bereits unter Beweis gestellt, als ich mich anschickte, über den Glutteppich zu gehen. Der hübschen Studentin dauerte meine Konzentrationsphase zu lange. Sie drängte sich an mir vorbei und lief, angefeuert von Dennis, kreischend über die Glut. Ich konnte nicht mehr länger zögern. Die Augen starr auf den Mentaltrainer gerichtet, stapfte ich todesmutig über die glühenden Kohlen. Funken sprühten bei jedem Schritt. Dennis schien keine Eile zu haben,die Studentin aus seiner Umklammerung freizugeben.

Da kam Leben in die Gestalt des Feuerwehrmannes. Bevor ich wieder kühles Gras unter meinen Füßen verspürte, wurde ich von seinen starken Armen aufgefangen und an die Brust gedrückt.

Ich grüble immer noch darüber nach, wo ich mit meinen Gedanken falsch abgebogen bin.

© Heidrun Siebenhofer 2019-07-20

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