Weshalb erkennt man Wesentliches so spät?
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Die Jahre meiner Kindheit und Jugend, wie auch die ersten Jahrzehnte meiner Ehe waren geprägt von überlieferten Glaubensmustern. Davon, dass die Frau bestimmte Aufgaben zu erfüllen und der Mann das Sagen hat. Es war so normal und selbstverständlich, dass der Gedanke daran, es könnte auch anders sein, gar nicht aufkam.
Man stellte seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse hintan. Die Familie hatte Vorrang. Daran ist nichts auszusetzen, würde man nicht dadurch auf die eigene Bewusstwerdung vergessen. Darauf, dass man nicht auf diese Welt kommt, um es allen anderen so bequem wie möglich zu machen. Irgendwann im Laufe des Lebens kommt die große Erkenntnis: „Das soll es gewesen sein?“
Wenn man darauf wartet, dass es von selbst anders wird, wird es nichts bringen. Wenn man seine Träume nach hinten verschiebt und nie etwas riskiert, sprengt man keine Grenzen. Man bleibt, wo man immer schon ist und spielt auf Sicherheit.
Ist es das, was ich bis zum Schluss tun möchte? Macht das mein Leben interessant und abwechslungsreich?
Was also tun, damit ich nicht am Ende alles Nichtgelebte bereue?
Ich liebe meine Familie und bereue nichts, doch fange ich jetzt an, mich um mein eigenes Seelenheil zu kümmern. Ich entlaste meine Schultern von all dem, was ich mir viel zu oft unnötig aufgeladen habe. Ich trenne mich von Menschen, die mich Energie kosten, weil sie nicht wollen, dass ich mich verändere. Sie verstehen nicht, weshalb ich es tue. Aber ich weiß, warum! Und nur darauf kommt es an.
Ich will in die eigene Größe kommen! Neues ausprobieren – die Komfortzone erweitern, den Hintern hochheben! All die Spielchen, die mein Leben erschweren, abstellen. Erkennen, dass die Bedürfnisse meiner Seele Vorrang haben. Ich liste auf, wie viel ich in meinem Leben bereits geleistet habe und ich weiß, dass Partnerschaft auch Gleichberechtigung bedeutet.
Alles Äußerliche muss irgendwann zurückgelassen werden – bis auf das Innere, das ich mitnehmen kann. Und um dieses kümmere ich mich jetzt.
Ich bin sogar bereit, noch ordentlich Gas zu geben und über Mauern zu springen, ohne zu wissen, was mich dahinter erwartet! Warum?
Weil man keine Spuren hinterlässt, wenn man sich unterordnet! Bild: Pixabay
© Heidrun Siebenhofer 2021-05-25
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