6
- 50

Mark hieß eigentlich Marcus Antonius - sein Vater hatte den Namen gewählt. Dieser liebte die römische Geschichte, das Römische Reich und damit auch das Mittelmeer. Diese Liebe hatte er seinem Sohn mit auf den Lebensweg gegeben. Das war's, mehr nicht. An irgendeiner Tätigkeit, gar Arbeit, war Mark weniger interessiert. Er war eine Frohnatur, hatte gut situierte Eltern, nur eines nicht gelernt: kontinuierlich zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen.
Aber warum auch? Seine Eltern hatten den einstigen Schrotthandel zu einem mittelständischen Industriebetrieb ausgebaut, der ihnen und 85 weiteren Mitarbeitern ein Auskommen sicherte. Es war keine saubere Arbeit, aber sie brachte sauberes Geld. Mark liebte das Gegenteil. Arbeiten, sich die Hände schmutzig machen und dann auch noch Schrott - das war gegen seine Prinzipien. Das Geld musste anders fließen.
Mark war ein Bon Vivant und lebte entsprechend. Für ihn lag das Geld “auf der Straße", nicht immer leicht zu finden, aber mit ein wenig ”Hinsehen" zu entdecken. Auf Lottomillionen zu warten oder im Casino zu spielen, war ihm zu stressig. “Hinschauen” - das war sein Prinzip! Das fing schon morgens an: mit dem Spiegel. Was war er für ein toller Kerl! Wie gut er aussah! Und diese athletische Figur! Was konnte er damit “anfangen”? "Pornodarsteller", schoss es ihm durch den Kopf. Aber sich vor der Kamera “abrackern” war ihm zu blöd, das sollten andere machen. Gab es nicht genug Frauen auf der Welt, die Geld hatten, aber keinen Mann, oder die auf eine Erbschaft warteten? Das musste der Weg sein! Erbschaften ergattern. Oder so ähnlich.
Das Glück war ihm hold.
Sie hieß Bella, war Praktikantin im elterlichen Betrieb, eine italienische Schönheit und, was den Vater freute, aus Kalabrien. Eine feste Bindung entsprach zwar nicht unbedingt seinen Neigungen, aber dem Vater zuliebe wurde geheiratet.
Bella war eine leidenschaftliche Autofahrerin, die ihren Enthusiasmus leider schon zwei Jahre nach der Hochzeit in einer Steilkurve in den Apenninen opfern musste, als ihr Wagen aus unerklärlichen Gründen geradeaus fuhr. Mark war zutiefst betrübt, und nur die hohe Versicherungssumme konnte ihn aus seiner Trauer retten. Doch schon bald hatte er wieder Glück, als er auf Bellas Beerdigung ihre Freundin Giulia kennenlernte. Die beiden wurden schnell ein Paar und heirateten ein halbes Jahr später
Auch Giulia kam aus Italien, aus Pomezia bei Rom, hübsch und romantisch, wenn auch ein wenig tollpatschig. Ständig barfuß auf den glatten Marmorfliesen am Beckenrand zu laufen, musste irgendwann dazu führen, dass sie ausrutschte und ins Becken fiel. Leider war das Becken noch nicht ganz mit Wasser gefüllt. Auch hier tröstete ihn eine nicht unerhebliche Versicherungssumme
Jetzt auch noch Steffi! Wie viel Pech kann ein Mann ertragen - bis ihn wieder ein Scheck von der Versicherung tröstet?
Wieder musste er sich auf die Suche nach einer Lebensabschnittsgefährtin machen - zumindest für eine Weile
© Heinz-Dieter Brandt 2023-02-04
Kommentare
Jede*r Autor*in freut sich über Feedback! Registriere dich kostenlos,
um einen Kommentar zu hinterlassen.