skip to main content

#gesellschaftskritik

Werbung und andere Merkwürdigkeiten …

  • 65
Werbung und andere Merkwürdigkeiten … | story.one

Es geht um die Service-Seiten des Internet. Begonnen bei den technischen Hilfeportalen bis zu den Websites großer Zeitungen.

Nachdem man die Cookie-Frage erfolgreich hinter sich gebracht hat, folgt die nächste Ja oder Nein-Entscheidung. Mehr als zwei Möglichkeiten scheint es im Netz nur noch selten zu geben. Entweder man schließt ein Bezahl-Abo ab, dann darf man ohne Werbung weiterlesen, oder man stimmt zu, kostenlos weiterlesen zu dürfen, dann aber nur MIT Werbung.

Wie irre ist das denn? Mit dieser Alternative gibt man offen zu, dass Werbung von den meisten Lesern als nervig oder gar überflüssig empfunden wird. So sehr, dass man sogar bereit sein könnte, Geld für werbefreie Informationen zu bezahlen.

Warum sind fast alle Seiten zugepflastert mit aufdringlichen Anzeigen und fast aggressiv aufpoppenden Fenstern, die man erst wegklicken muss, bevor man weiter lesen darf. Welche Art von Psychologie soll das sein? Sie wirkt eher abschreckend denn überzeugend.

Die Firmen, die Werbung schalten, zahlen an den Seitenanbieter. Und der Seitenanbieter bittet den Internetuser zur Kasse, damit er diese Werbeanzeigen nicht sehen muss. Man hält in beide Richtungen die Hand auf. Diese Methode ist entlarvend, denn hier geht es weder um Glaubwürdigkeit noch um den vermeintlich guten Ruf. Es geht einzig und allein um Profit. Nichts gegen ein Gewinnstreben an sich, aber die Dosis und die Art und Weise machen einen Unterschied.

Warum Werbung, wenn sie niemanden wirklich interessiert? Um die eigene Marke gegenüber der Konkurrenz ins rechte Licht zu rücken? Werbung als Ausdruck der Marktstellung des eigenen Unternehmens, gar nicht primär an die Kauflust des Kunden gerichtet?

Im portugiesischen Radiosender unseres Vertrauens läuft vor den Nachrichten zur vollen Stunde regelmäßig eine Sprachwerbung, deren Ansager so schnell spricht, dass man das Gesagte kaum versteht. Er wird wahrscheinlich für die Anzahl der gesprochenen Worte pro Minute bezahlt. Sinn und Inhalt spielen keine Rolle. Es lebe der mehr oder minder vergnügliche Unsinn.

Man könnte den Eindruck gewinnen, dass sich das bestehende System endgültig im Stadium der gnadenlosen Selbstenthüllung befindet. Quantität statt Qualität, Lüge statt Wahrheit, kurzfristiger Scheinerfolg gegen langfristiges Renommee. Ein Werteverlust auf der ganzen Linie, der jedes gesunde Maß hinter sich gelassen hat. Auf dem sicheren Weg, komplett gegen die Wand zu fahren. Die Frage mag erlaubt sein: Wäre das am Ende wirklich so schlimm?

Es könnte weitaus bessere Konzepte geben als Profit um jeden Preis bei gleichzeitiger Verhohnepipelung der Kundschaft. Die alten Konzepte kennen am Ende des Tages kaum wirkliche Gewinner, sondern nur mehr oder minder depressive Verlierer.

Wer denkt, dieser Misserfolg läge an ihm selbst und es deshalb wieder und wieder versucht, hat übersehen, dass das System so programmiert ist, dass die Zahl der Profiteure begrenzt bleibt.

Die Bank gewinnt immer …

© HelgaLombardi 2023-02-04

Kommentare

Gehöre zu den Ersten, die die Geschichte kommentieren

Jede*r Autor*in freut sich über Feedback! Registriere dich kostenlos,
um einen Kommentar zu hinterlassen.