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Paddy und das Kleeblatt

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Paddy und das Kleeblatt | story.one

Der Flug auf die Insel ist recht wackelig und eine gute Vorbereitung auf die turbulenten Begegnungen mit Wetter und Menschen in Eire. Dublin in 2 Tagen geht sich nur für Nichtbiertrinker aus, der Besuch des altehrwürdigen Trinity College mit 400 Jahren Universitätsleben, das aus den gelehrten Mauern strömt, das über 1000jährige Book of cells, Zeugnisse einer keltischen Zeit. Bei der Verkostung in der Jameson Distillery höre ich vom Engelanteil beim Brennvorgang und schon tanzen die Elfen über demMeer. Morgens ein ausgiebigerSpaziergang über die Brücken an der Liffey, die mit dem Wasser aus den Wicklow Mountains unverdrossen so allerhand Anderes mit in die Irische See spült. Dann ab in den Linksverkehr und schon abseits der City auf der irischen Landstraße unterwegs, die von Fuchsia und Heidepflanzen in allen lila-violett-pinken Farbspielen bekränzt wird. Der Zauber der grünen Insel packt mich sofort und nach 2 Nächten in einem Cottage, das wie im Bilderbuch vollgeräumt ist mit Rosendecken, Porzellangeschirr, schweren Mottenvorhängen und zehn Katzen, die der schweigsamen alten Lady um die Beine streifen, bin ich schon längst angekommen. Das Licht wechselt mit dem Wind und zwischen Wolkenbrüchen und strahlendem Sonnenschein entdecke ich die beseelte, verzauberte Landschaft im Inneren der meist noch immer verträumten Insel. Stundenlang in Stille durch grüne Hügel wandern, Tee und Gebäck in kleinen Privatcafés am Ende des Regenbogens und dann der Burren, noch mehr Dolmen und magisches Land. Hier atmen die uralten Steinkreise in der Mittagswärme und singen manchmal ihre Erinnerungen.

Ich sitze an der Mauer einer lang zerfallenen Ruine und verliere mich in der duftenden Landschaft als plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, ein alter Mann vor mir steht. Aus seiner Pfeife steigt Rauch und die krumme Gestalt mit dem wettergegerbten Gesicht erinnert mich an die Bergbauern meiner Heimat. Schnell sind wir mitten im Gespräch und schon teile ich mit Paddy den Whiskey, das Wasser des Lebens wie er lauthals singt, aus dem Flachmann. Er erzählt mir ein Märchen vom Hahn und dem 4blättrigen Kleeblatt, was ich nicht verstehe, ergänzt die Phantasie, er schenkt mir ein Kleeblatt und ich glaube zu träumen. Wir wandern zu dem kleinen Landhaus in Sichtweite. Stürmische Wolken, eh ich mich verseh´, stehe ich allein vor der blauweißen Tür und klopfe vorsichtig. Eine ältere Frau öffnet mir und bewirtet mich mit langsamen Handgriffen mit Tee und Haferkeksen, hat alle Zeit der Welt. Ich bestaune ihren blühenden Zaubergarten und das Familienalbum mit vergilbten Bildern, auf einem entdecke ich Paddy. Verwundert frage ich ob er zur Familie gehört, was sie lachend verneint. O mo chreach, sie schüttelt leicht den Kopf, der habe mal hinter dem Hügel draußen in der Heide gelebt und Musik gespielt, ein Ire eben, Gott hab ihn selig! Das Kleeblatt in meiner Hand ist noch da und ich habe momentan keine weiteren Fragen, irische Begegnungen eben.

© holdabusch 2021-02-23

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