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#krankheit#kinder#hilfe

12. Alleingelassen

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12.  Alleingelassen | story.one

Am nächsten Tag fuhr ich in die Nervenheilanstalt Valduna. Man sagte mir, man konnte sie mit Spritzen beruhigen und man wird alles tun, damit sie bald wieder nach Hause kommen kann. So wurde ich mit den drei Kindern alleingelassen.

Der Arzt schrieb mich gleich drei Wochen krank, damit ich mich um die Kinder kümmern konnte. Ich bat um eine Familienhelferin und bekam sie für eine Woche. Einmal in der Woche fuhren wir alle mit der Bahn zu Elfriede in die Klinik.

Der zuständige Arzt sagte mir: "So schnell kommt ihre Frau nicht nach Hause. Sie ist psychisch schwer krank." Die Familienhelferin kam nur zeitweise. So musste ich sehr viel für die Kinder da sein, kochen, waschen, bügeln lernen, mit ihnen reden und spielen und oft über ihre Mami reden. Es war für uns alle eine schwere Zeit. Von Elfriedes Verwandten kam keiner, um mir zu helfen. Meine Verwandten in Kärnten hätten mir geholfen. Aber sie waren so weit weg. Die Gemeinde Hard war die einzige, die uns wirklich half und öfters eine Familienhelferin schickte.

Ich wurde noch weiter krankgeschrieben, um bei den Kindern sein zu können. Irgendwie meisterten wir zusammen die Zeit. Meine Jungs waren brav und halfen mir, wo sie nur konnten. Andreas übernahm die Haushaltspflichten. Dann, Gott sei Dank, verschaffte mir ein Kollege der Gewerkschaft eine Familienhelferin aus Tirol. Die musste ich selber bezahlen. Sie war sozusagen bei uns beschäftigt. Ich zahlte ihr den Lohn. Die Bezirkshauptmannschaft Bregenz zahlte mir einen großen Betrag zurück. Die Familienhelferin schlief bei uns und war Tag und Nacht für die Kinder da. Das war wunderbar für uns. Sie fuhr oft mit den Kindern und mir zu Elfriede. Sie freute sich, dass wir versorgt waren.

Elfriede war schon einige Monate in der Valduna. Da sagte ein Arzt, der Elfriede behandelte, zu mir: "Herr Mikula, ich bin nicht mehr lange hier. Ihre Frau ist noch nicht geheilt, nehmen sie sie nach Hause. Denn wenn ich weg bin, kommt sie nicht mehr aus der Nervenheilanstalt. Probieren sie es mit ihr. Ich weiß, es wird sehr schwer sein. Das ist die einzige Chance die sie haben." "Danke, Herr Doktor, für ihre Offenheit."

Ich nahm Elfriede nach Hause, obwohl sie durch die Behandlung mit den Medikamenten und Elektroschocks nichts mehr selbst machen konnte. Sie wusste nicht mehr genau wie man aufstand, kochen konnte sie überhaupt nichts mehr und die Hausarbeit sowieso nicht. Sie war ganz auf die Hilfe der Familienhelferin angewiesen, die noch bei mir beschäftigt war. Bis diese uns verlassen würde, musste Elfriede soweit sein, um gemeinsam mit uns das Wichtigste im Haushalt selbständig erledigen zu können. Nach 8 Monaten sagte unser "Guter Engel", sie könne nicht mehr bei uns bleiben und müsse wieder zurück nach Tirol. Sie verstand sich mit den Kindern sehr gut und sorgte prima für uns. Sie war streng aber gerecht. Es kam der Tag, an dem uns die Familienhelferin verließ.

Bild: Daniel, Kurt, Reinhard und Andreas auf der Gartenmauer

© Kurt Mikula 2019-08-30

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