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#allein#familie#weihnachten

13. Der Rückfall

  • 201
13. Der Rückfall | story.one

Wir waren wieder eine richtige Familie und es ging einige Zeit gut. Wichtig war nur, dass meine Frau wieder daheim war. Dann kam die große Überraschung. "Toni, ich bin schwanger", sagte sie mit großen Augen und lächelte. "Gibts doch nicht", sagte ich, "es kann doch nicht sein. Wir waren doch nur selten beisammen und da passte ich auf. Darfst doch keine Kinder mehr bekommen. Du weißt ja, was der Arzt gesagt hat." "Ja freilich, ich werde auch nach diesem Kind mich unterbinden lassen." Wir lachten beide und umarmten uns.

Unser Hausarzt sagte einmal sogar: "Herr Mikula, vielleicht wird ihre Frau durch ihre jetzige Schwangerschaft ganz gesund." Es schien wirklich so zu sein, denn Elfriede hatte mit der Schwangerschaft keine Probleme. So freuten wir uns beide auf unser viertes Baby. Die Zeit kam und ich fuhr mit Elfriede ins Krankenhaus. Noch in der Nacht kam Daniel auf die Welt. Ohne Probleme, nur ein bisschen laut und er hatte ein liebes Gesicht. Elfriede war wohlauf und glücklich.

Am sechsten Tag, kurz bevor ich Elfriede wieder nach Hause holen wollte, sagte eine Nonnenschwester zu ihr: "Frau Mikula, kommen sie, ich zeige ihnen noch in der Kapelle unseren schönen Christbaum mit den vielen Kerzen!" Elfriede ging in die Kapelle und kam ganz blass und verklärt zurück. Die Schwester wusste nicht, was passiert ist. Ab jetzt war meiner Frau ihr kleines Kind nicht mehr so wichtig. Elfriede bekam einen Rückfall und musste am nächsten Tag wieder in die Nervenheilanstalt eingeliefert werden. Ich schrie auf und weinte. Musste das denn so kommen. Einen Tag später wäre sie wieder daheim gewesen. Ich habe mich schon so gefreut, dass meine Frau und unser Baby gesund waren und alles gut überstanden hatten.

Jetzt kam wieder eine schwere Zeit auf mich zu. Ich nahm den kleinen Daniel mit nach Hause und mit Unterstützung der Harder Familienhelferin Untertags, wickelte und putzte ich Daniel und beschützte ihn in der Nacht. Meine Söhne Andreas, Reinhard und Kurt waren mir auch eine große Hilfe. Gemeinsam meisterten wir die nächste Zeit und besuchten Elfriede oft in der Nervenklinik. Für den kleinen Daniel hat man in Bludenz eine sehr gute Pflegefamilie gefunden, die ihn liebevoll umsorgte. Mein Bruder Paul nahm Andreas, Reinhard und Kurt über die großen Ferien nach Kärnten. Auch meine jüngste Schwester Cilli bot ihre Hilfe an. Reinhard blieb für ein Jahr in Kärnten bei meinem Bruder Paul und besuchte dort die Volksschule in St. Jakob.

Nach sieben Jahre ihrer Krankheit war auch ich am Rande eines Nervenzusammenbruches. Es gelang dann doch, dass man Elfriede nach Hause entließ. In mir war inzwischen eine Welt zusammengebrochen. Ich war nicht mehr der starke Toni, der jahrelang alles auf sich nahm. Ich war innerlich ausgelaugt und fühlte mich übrig auf dieser Welt. Ich hatte keine Freude mehr mit mir selber.

Bild: Ich mit meinen Kindern an Heiligabend

© Kurt Mikula 2019-08-30

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