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#familie#hochzeit#liebe

8. Der Bettler-Gendarm

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8. Der Bettler-Gendarm | story.one

So haben wir uns lieben und kennengelernt. Unser erstes Zuhause war bei der Familie Nagel in Lustenau. Wir waren vorerst nur standesamtlich verheiratet. Die richtige, kirchliche Hochzeit wollten wir zwei Monate später in Kärnten feiern. Am 15. Mai 1957.

Die Eltern von Elfriede machten uns den Tag der standesamtlichen Hochzeit sehr unwürdig. Elfriede wohnte noch daheim bei ihren Eltern. Ich durfte sie am Hochzeitstag nicht abholen. Sie haben sie drei Tage vor unserer Hochzeit auf die Straße gesetzt.

Frau Pozerra, die ich gut kannte, nahm Elfriede für diese Tage bei sich auf. Dort konnte ich sie zum Standesamt auch abholen. Elfriedes Eltern wollten sie nicht vor dem 21. Geburtstag, ihrer Volljährigkeit, heiraten lassen. Mich sperrten sie aus dem Haus. Ihr Vater sagte mir, ich wäre nicht in der Lage Elfriede zu ernähren. Ich sei ein Bettler. Sie versuchten mit allen Mitteln, Elfriede von mir abspenstig zu machen. Sie sagten ihr, sie sei noch zu jung um zu heiraten. Bis dahin soll sie noch ihr ganzes Gehalt, bis auf die Überstunden, daheim abgeben. Ich wollte Elfriede schon vor ihrem Volljährigkeitstag von ihren Eltern wegholen. Doch Elfriede wollte das nicht. Da ich nicht das Haus betreten durfte, war es schwer, mich sich mit ihr zu treffen. Elfriede ging von daheim heimlich weg, um mich beim Landesgendarmeriekommando in Bregenz, wo ich inzwischen Dienst machte, zu besuchen und mit mir zusammen zu sein. Ihre Liebe machte mich sehr stolz. Ihre Eltern versuchten öfters sie mit anderen Männer zu verkuppeln, damit ich endlich aus dem Rennen bin. Doch siehe da, ihre Tochter wollte nur den Bettler-Gendarmen.

Dann kamen 1958 Andreas und 1960 Reinhard auf die Welt. Für Elfriede und mich war dieser Lebensabschnitt keine leichte Zeit, denn wir bekamen von nirgendwoher Unterstützung. Als Gendarm verdiente ich damals schlecht. Ich bekam ein Gehalt von 1.310,- Schilling. Für die Miete musste ich S 350,- bezahlen. Die Wohnung war uns nur auf drei Jahre zugesprochen worden. Danach benötigte sie der Vermieter selbst.

Ich machte schon Dienst in Bregenz und dadurch war die Wohnung in Lustenau auch nicht günstig gelegen. So fasste ich schon ins Auge, näher bei Bregenz zu wohnen. Ich arbeitete nebenbei noch bei der Wirkwarenfabrik Hofer & Co in Lustenau. Als Gendarm hatte ich vierundzwanzig Stunden durchgehend Dienst und dann achtundvierzig Stunden frei. Egal ob Wochenende oder Werktag. So konnte ich in den freien Stunden unter der Woche, sieben Jahre lang, bei der Firma Hofer arbeiten. Ich machte Büroarbeiten und PKW-Fahrten. Als Fortbewegungsmittel diente mir das Halleiner-Moped von meiner Frau. Es war leider nicht immer funktionstüchtig und ich hatte meine Plage mit ihm. Wenn es nicht ansprang, musste ich mit dem Fahrrad fahren. So verdiente ich zum Gedarmerielohn noch etwas dazu.

Bild: Unser Hochzeitsbild am 15. Mai 1957

© Kurt Mikula 2019-08-30

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