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#unabhängigkeit#wogehtshierzurfreiheit#eisbaden

Cool

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Cool | story.one

Ich wollte was ganz Neues machen. Etwas, das ich noch nie gemacht hatte. Etwas ganz Cooles. Das habe ich auch sofort gefunden. Eisbaden. Als Warmduscher erschauderte ich bei dem bloßen Gedanken an das eiskalte Wasser. Es soll ja Menschen in Finnland und Russland geben, die mit Äxten und Motorsägen Löcher in die Eisdecken von Seen und Flüssen hacken oder sägen und voller Lebenslust ins kalte Nass steigen. Manche sogar minutenlang. Und das soll sehr gesund sein.

Beim Googeln, was ich so beachten sollte, um nicht gleich in eine Kälteschockstarre zu verfallen, begegnete mir Iceman Wim Hof. Ein moderner Doktor Kneipp. Er badet im Eis, geht nur mit kurzen Hosen und Schuhen bekleidet am Mount Everest spazieren und hält einige Weltrekorde, unter anderem im Barfuß-auf-Schnee-Halbmarathon. Das ist genau mein Mann. Ich probiere gleich die Wim-Hof-Atemtechnik aus und starte meine 30-Tage-Eisbade-Challenge.

Tag eins. Ich fahre in die Vorderkaserklamm. Dort gibt es einen kleinen Badeteich. Der ist zum Anfangen ideal. Da sieht mich keiner. Die erste Überraschung: Zugefroren. An eine Axt oder Motorsäge habe ich nicht gedacht. Ich wandere also gut zwei Kilometer flussaufwärts den Wildbach entlang. Schließlich finde ich ein passendes Loch im Eis. Gerade so tief, dass ich darin sitzen kann. Ich mache meine Atemübung zur Vorbereitung und stürze mich mit Badehose hurtig ins eisige Nass. Da spüre ich auch schon, wie das Adrenalin einschießt, sich meine Blutgefäße zusammenziehen und unwillkürlich die Schnappatmung einsetzt. Nach 30 Sekunden bin ich auch schon wieder draußen. Was für ein „Kick“!

Tag zwei. Heute gehe ich an die Saalach, einen wildromantischen Fluss. Der ist nicht zugefroren. Ich finde bald ein geeignetes Plätzchen für den winterlichen Badespaß. Eine Minute Kälteschock.

Tag fünf. Zwischen Felsen und moosbewachsenen Baumstämmen habe ich inzwischen mein Lieblingsbadeplätzchen gefunden. Mittlerweile habe ich eine unaufgeregte Routine entwickelt: Wenn ich ins 3 Grad kalte Wasser steige, atme ich ganz ruhig weiter, konzentriere mich nur auf meinen Körper. Dabei spüre ich in mich hinein und denke absolut an nichts. Das ist wunderbar. So zwei Minuten. Wenn ich aus dem Wasser steige, fühle ich mich wie neu geboren. Und das jeden Tag.

Tag zwanzig. Diese Woche ist Dauerfrost angesagt. Wassertemperatur: 2 Grad. Außentemperatur: Minus 15 Grad. Inzwischen ist das tägliche Eisbad keine Überwindung mehr, sondern eine wahre Freude. Mal bin ich eine Minute im Wasser, mal fünf Minuten. Der ganze Stress fällt von mir ab und ich bin wieder voller Energie.

Tag dreißig. Heute bin ich in der Strohwollner Schlucht unterwegs. Obwohl es erst Mitte Februar ist, hat es frühlingshafte Temperaturen. Ich sitze mit geschlossenen Augen im sprudelnden Wasser. Die Sonne scheint mir ins Gesicht und ich höre den Wasserfall neben mir plätschern.

Die 30-Tage-Eisbade-Challenge geht heute zu Ende. Ab morgen mach ich Frühlings-Baden!

© Kurt Mikula 2021-02-28

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