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#umweltschutz#waldgeschichten#waldgeister

Das Waldgeisterhaus

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Das Waldgeisterhaus | story.one

“Wenn ihr ganz still seid, spricht der Wald zu euch und zeigt euch seine Geheimnisse”, flüstert Lea. Und tatsächlich entdecken die Kinder auf dem Weg durch den Zauberwald, da und dort kleine gezeichnete Botschaften unter moosbedeckten Felsen. Im Geäst der Bäume spielt der Wind mit Waldfeenbändern und Perlmuttketten, die im Sonnenlicht geheimnisvoll glitzern.

Lea ist eine Art große Pippi Langstrumpf und die Kinder lieben sie. Ich liebe sie auch, denn sie ist meine Tochter. Wenn sie zur Tür hereinkommt, geht die Sonne auf. Diesen Sommer ist sie für das Kinderprogramm des Tourismusverbandes Lofer zuständig. Jeden Donnerstag steht die Sage von “Waldemus, dem Waldgeist” auf dem Programm. Dafür haben wir den Weg durch den Zauberwald bis zum Waldgeisterhaus mit allerlei “Kinderüberraschungen” präpariert.

Dort angekommen, platzieren sich alle Kinder um den Holztisch in der kleinen Waldhütte und Lea beginnt ihre selbsterdachte Geschichte von “Waldemus, dem Waldgeist” zu erzählen:

“Vor langer, langer Zeit haben sich zwei Kinder, beim Kräutersammeln für ihre kranke Mutter, im Wald verirrt. Es war allerdings kein gewöhnlicher Wald, sondern ein Zauberwald, in dem Waldemus der Waldgeist herrschte. Der Herr des Waldes war jedoch zornig auf die Menschen, weil sie so viele Bäume abholzten und überall Plastik hinterließen. Deswegen, so hieß es, ließ er keinen Menschen mehr aus seinem Wald heraus. Plötzlich entdeckten die beiden Kinder ein kleines Hüttchen mit der Aufschrift: Waldemus Waldgeisterhaus. Als sie eintraten, hörten sie von draußen ein lautes Brummen. Das musste Waldemus, der Waldgeist sein.”

Das war das Stichwort für meinen Auftritt. Verkleidet mit Harry-Potter-Zauberspitzhut, Franziskaner-Faschings-Kutte und verhangen mit Waldefeu, sprang ich hinter einem Baum hervor und donnerte mit meiner Stimme, dass der Waldboden nur so bebte: “Wer stört hier die Ruhe des Waldes? Wer versaut hier meinen Wald?”

Gott sei Dank hatte Lea gleich einen geeigneten Beruhigungsspruch zur Hand: “Waldgeist, Waldgeist, mach kein Getöse, wir sind nur Gäste und wollen nichts Böses!” Das besänftigte mich augenblicklich. Ich setzte mich zu den Kindern ins Waldhäuschen. Wir sprachen miteinander über den Wald, die vielen Tiere, die hier lebten und die Menschen. Als Dank für ihr Indianer-Ehrenwort, gut auf den Wald aufzupassen, zeigte ich ihnen den Weg ins nächste Dorf. Ich winkte ihnen noch lange hinterher, bis sie nicht mehr zu sehen waren.

Das ist jetzt schon viele Jahre her. Ich bin überzeugt, dass die Kinder ihr Versprechen halten werden. Ein Kind von damals ist mittlerweile schon eine bekannte Klima-Aktivistin. Ich glaube, sie hieß Greta ;).

Bild: Waldemus, der Waldgeist, mit den Kindern vor dem Waldgeisterhaus.

© Kurt Mikula 2021-03-12

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