Die Würfel sind gefallen
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„Alea iacta est!“ Das bisschen Latein, das ich beherrsche, habe ich aus „Asterix“. Dank meiner Gelassenheit liebe ich Würfelspiele wie „Mensch ärgere dich nicht“. Nur bei Wissenwürfelspielen wie „Trivial Pursuit“ komme ich mir saudumm vor, wenn ich die Hauptstadt des westafrikanischen Staates Burkina Faso nicht weiß oder keine Ahnung habe, wer den Stein von Rosette entziffert hat und in welchem Museum er heute liegen soll.
Eine ganz neue Dimension von Würfelspiel erlebte ich mit meiner Frau bei unserem letzten Wienurlaub.
Wir waren schon zigmal dort, um all die Sehenswürdigkeiten zu bestaunen und besondere Plätze zu entdecken. Den wundervollen Park Schönbrunn mit Zoo, das technische Museum mit seinen tollen Sonderausstellungen, das Sigmund-Freud-Museum, die kleine aber feine Klimt Villa und so ziemlich alle typischen Wiener Kaffeehäuser, die seit 2011 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO gehören.
Diesmal wollten wir auch endlich mal was Neues sehen. Aber das ist gar nicht so einfach. Es ist wie bei einer Speisekarte. Man schaut alle Angebote durch und bestellt schlussendlich doch immer das Gleiche. So erging es auch uns bei der alltäglichen Frage: „Was machen wir heute Schönes?“ Ist ja logisch. Es fällt einem ja nur das ein, was man schon kennt und wo man schon war.
Deshalb versuchten wir es mit einer neuen Strategie: Würfeln! Das machen wir öfters bei unseren Talwanderungen daheim. Gerade Zahl bedeutet nach links gehen, ungerade nach rechts.
Vom Hotel gehts zur nächsten U-Bahn. Wir würfeln 4! Also 4 Stationen bis zum Margaretengürtel. Dort wartet bereits die 18er-Tram und wir steigen hurtig ein. Jetzt würfeln wir die Fahrzeit. 10 Minuten. Oberes Belvedere. Nächste Entscheidung. Nehmen wir den Bus oder gehen wir zu Fuß? Gerade oder ungerade? Der Bus bringt uns zum Stadtpark.
Eine großzügige Parkanlage mit verzweigten Wegen, kleinen Teichen, quakenden Enten, garniert mit unzähligen Statuen verstorbener musikalischer Größen von Franz Schubert bis Anton Bruckner. „Wie ist es möglich, dass wir noch nie hier waren?“, fragen wir uns erstaunt. Wir machen ausgiebig Mittagspause und ich gönne mir ein Mittagsschläfchen auf einer Parkbank. Die nächste Würfelrunde bringt uns nach Floridsdorf! Ahhh! Das kenne ich aus dem Lied von Rainhard Fendrich: „José aus Floridsdorf“. Das war ein prima Tag! Das nächste Mal machen wir Speisekartenwürfeln.
PS: Für alle Trivial-Pursuit-Fans, die wegen der offenen Fragen nicht einschlafen können: Die Hauptstadt von Burkina Faso heißt Ouagadougou. Der Stein von Rosette wurde von Jean-François Champollion entziffert und liegt heute im Britischen Museum in London. Google weiß alles!
© Kurt Mikula 2022-08-28
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