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#weihnachtsstress#weihnachtswahnsinn#weihnachtsfest

Keine schöne Bescherung

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Keine schöne Bescherung | story.one

Ein Mann muss drei Dinge im Leben tun, sagt der Volksmund: Ein Haus bauen, ein Kind zeugen und einen Baum pflanzen.

Vater eines dreijährigen Dreikäsehochs bin ich schon. Und in unser neues Haus sind wir Mitte Dezember eingezogen. Ehrlich gesagt hat es unser Bauträger gebaut. Eine reihenhausähnliche Eigentumswohnung. Während ich noch im Herbst die Parkettböden verlegte, die Fliesen verklebte und die Wände strich, kam unsere kleine Lea zur Welt. Unser Glück war perfekt!

Am Vierundzwanzigsten stellte ich schon in aller Herrgottfrühe den Weihnachtsbaum auf. Just in dem Moment, in dem ich mich abmühte, ihn halbwegs gerade in den Christbaumständer zu kriegen, hörte ich einen Hilferuf aus der Toilette.

Tobi, unser Dreijähriger, saß schreiend am Klo, während unter ihm die braune Brühe überquoll. „Wow!“, dachte ich. Was für ein Knödel muss das gewesen sein?

Während ich versuchte, den Abfluss mittels Saugglocke freizubekommen, hörte ich schon den nächsten Hilferuf. Diesmal von oben aus dem Badezimmer. Es war meine Frau. Hier bot sich das gleiche Bild. Nur mit dem Unterschied, dass die mit „Fuzeln“ durchsetzte braune Kloake gleichzeitig aus Klo und Badewanne blubberte. Mir war sofort klar, das war keine normale Verstopfung. Jetzt musste ein Fachmann her.

Keine Stunde später war er da. Installateur „Grimmig“ begrüßte mich mit einem übelgelaunten „Hm“, was wohl so viel hieß wie: „Du versaust mir gerade meinen Weihnachtstag!“

Nach einem kurzen Blick ins Klosett das nächste „Hm“, was vermutlich wiederum hieß: „Du liebe Scheiße! Was habt ihr da nur reingeschmissen?“ Nachdem auch die Rohrreinigungsspirale nicht half, wurde er deutlicher: „Fugenmasse!“. „Äh? Davon müsste ich was wissen“, konterte ich, „ich habe ja selbst verfugt.“ Er schleuderte mir das nächste Stichwort entgegen: „Windeln!“ „So was macht meine Frau nicht!“. „Bagger!“ Jetzt wurde ich hellhörig. Und schon verschwand er mit einem beiläufigen „Hm“, was so viel hieß wie: „Das war’s. Nicht mein Bier. Frohe Weihnachten!“

Wie einst die Heilige Familie machten wir uns sogleich auf die Suche nach einer Herberge bzw. nach einem „stillen Örtchen“ für den Notfall. Schon beim ersten Anklopfen hatten wir Glück. Weihnachten war gerettet. Unsere Nachbarn boten uns an, ihren „Thron“ für die nächsten Tage und Nächte mit uns zu teilen und übergaben uns mitfühlend ihren Haustürschlüssel. So pendelten wir ausgiebig hin und her.

Unerwartet - frühmorgens nach Stefani - weckte mich ohrenbetäubender Lärm. Mir fiel sofort Herr „Grimmig“ ein: „Bagger!“. Das Grabungsgerät arbeitete sich vor dem Klofenster Richtung Abflussrohr hinunter, welches es jedoch nicht fand. Wenn nämlich kein Abflussrohr vorhanden ist, kann man auch kein Abflussrohr finden. Da war nur gähnende Leere. Man hatte glatt vergessen, das Klo an den Abwasserkanal anzuschließen.

Was lernt man daraus? Gerade in beschissenen Situationen braucht man Freunde, auf die man sich verlassen kann.

© Kurt Mikula 2021-12-07

Advent- und Weihnachtsstorys

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