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#tod#liebe#abschied

Liebe Hinterbliebene!

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Liebe Hinterbliebene! | story.one

Laut Statistik sterben 80 % der Menschen im Bett und nur 20 % der Menschen auf der Straße. Hab ich mal gelesen. Als Vielschläfer mit 9 Stunden Schlaf, und da ist mein Mittagsschläfchen nicht einmal mit eingerechnet, gehöre ich eindeutig zur gefährdeten Gruppe der bevorzugten Sterbekandidaten.

Ich habe lange versucht, das Thema Sterben und Tod zu verdrängen. Denn ich bin erst 59 Jahre alt und meine Mutter starb erst mit 82, mein Vater mit 77. Anderseits starb meine Oma schon mit 56 und mein Opa mit 32 Jahren. Hie und da verabschieden sich schon meine gleichaltrigen Freunde.

Die Einschläge kommen immer näher. Man kann also nie wissen, ob es nicht schon morgen soweit ist.

Also habe ich beschlossen, meinem Tod zuvorzukommen und schon zu Lebzeiten diese meine Abschiedsrede zu schreiben, die dann nach meinem Tod bei meiner Beerdigung veröffentlicht wird. Was logischerweise jetzt der Fall ist. Sonst würdest du ja diese Zeilen nicht lesen bzw. hören können.

Bei meiner Beerdigung will ich nämlich eine besonders berührende Rede über mich hören. Darum habe ich nach klugen Zitaten über das Leben und den Tod gegoogelt, die ich bei meiner Abschiedsrede einbauen könnte. Was ich da alles gelesen habe war wirklich sehr ergreifend. Ich habe dann doch auf die schönen Zitate verzichtet. Ich glaube, man hätte sofort gemerkt, dass die nicht von mir sind.

Dass ich jetzt vor dir im Sarg liege, verwundert dich vielleicht. Denn ich habe vor einigen Jahren meinen Körper der Paracelsus Universität in Salzburg vermacht. Damit die Studenten an mir lernen können. Mein Körper kommt für drei Jahre in eine Konservierungsflüssigkeit und die Studenten und Studentinnen dürfen dann an meinen Einzelteilen üben. Das wird lustig.

Damit nichts von mir verloren geht, werden alle meine Teile wieder eingesammelt, im Krematorium verbrannt und dann im Körperspendengrab am Salzburger Kommunalfriedhof, beigesetzt. Ich hab mir das Grab angesehen. Es ist sehr würdig. Ich wollte damals meinem Leben, über den Tod hinaus, noch eine Bedeutung geben.

Das habe ich mittlerweile rückgängig gemacht. Ist für mich doch irgendwie komisch, wenn ich nicht bei meiner eigenen Beerdigung dabei sein kann.

Wie es jetzt mit mir weitergehen soll, weiß ich auch nicht genau. Ich bin zwar römisch-katholisch, aber das mit der leibhaftigen Auferstehung habe ich nie so ganz kapiert. Drum heißt es ja Glauben und nicht Wissen. Ich glaube eher, dass ich durch die Erinnerung in meinen Kindern und Freunden weiterlebe. Halt so bis zur dritten Generation. Danach wird sich niemand mehr an mich erinnern können. Wie es dann mit mir weitergehen soll, weiß ich auch nicht.

Was auch immer geschehen mag, ich bin einverstanden!

PS: Sollte ein Scherzkeks dieses Schreiben schon vor meinem Ableben veröffentlichen, erkläre ich hiermit alles für null und nichtig. Ein Update folgt bestimmt.

© Kurt Mikula 2019-11-28

Just Fiction!

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