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Wie mache ich einen Schneepflug

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Wie mache ich einen Schneepflug | story.one

Es gibt wenige Dinge, die ich bereue, nicht gelernt zu haben. Eigentlich sind es nur zwei. Englisch und Schifahren.

Englisch hab ich nicht gelernt, wegen meiner schlechten Noten in der Volksschule. Deswegen kam ich in den zweiten Klassenzug der Hauptschule. Dort gab es kein Englisch. Deshalb verstehe ich nur English for Runaways von Otto Waalkes. Meine Frau und meine Tochter lachen sich jedesmal halbtot, wenn ich im Urlaub aus der englischsprachigen Speisekarte vorlese.

Mit dem Schifahren war es anders. Als Kind im Rheintal aufgewachsen, hatten meine Eltern kein Geld, kein Auto und die Berge waren weit weg. Jetzt lebe ich umringt von den mächtigen Loferer Steinbergen und durchwandere jeden Winkel. Nur im Winter wird mir fad. Skitouren gehen und vom Gipfel ins Tal sehen. Das wär schön, dacht ich mir. In der Pension werde ich noch Skifahren lernen.

Da kam mir Gott-sei-Dank mein Sabbatjahr dazwischen. Das ist die Gelegenheit. Zieh doch deine Pensionspläne vor, sagte ich mir und kaufte kurzentschlossen nigelnagelneue Tourenski. Raufkommen auf den Berg, das war ja nicht das Problem. Aber wie heil wieder runterkommen? Ich googelte das dreiminütige Video des Alpenvereins „Wie mache ich einen Schneepflug und eine Kurve“ und prägte mir alles ganz genau ein.

Am nächsten Morgen startete ich alleine los. Drei Stunden zog ich meine Spuren durch die sonnendurchflutete Winterlandschafteck bis auf die Loferer Alm. Es war herrlich. Aber nun musste ich auch wieder, über die präparierte Piste, runter. Ich vergegenwärtigte mir jedes Detail aus dem Video und setzte mich langsam und verkrampft in Bewegung. Wie gings nochmal? Schneepflug, Knie leicht beugen, sich größer machen und wieder kleiner und wieder groß machen zum Anhalten. Geschwindigkeitskontrolle ist alles.

Aber nur gerade ausfahren ist langweilig. Wie gings nochmal? Kurve nach links, das heißt, ich muss mein Gewicht auf den Talski rechts verlagern. Rechte Hand zum Knie, wieder groß machen, entlasten und Rechtskurve. Gewicht auf den Talski links verlagern. Linke Hand zum linken Knie und stehen bleiben. Hui, das wär geschafft. Ich bleibe gern stehen, weil meine Oberschenkel brennen schon. So gehts Kurve für Kurve abwärts. Meine Schüler sind auch unterwegs. Sie rufen im Vorbeiflitzen: „Hallo, Herr Mikula.“ Die konnten schon auf den Skiern stehen, bevor sie richtig gehen konnten. Irgendwann erreiche ich die Talstation. Bin total fertig. Aber ohne Sturz runtergekommen. Ich bin mächtig stolz auf mich.

Hochmotiviert über meinen ersten Erfolg schaute ich mir sofort das Fortsetzungsvideo „Parallelschwung“ an und prägte mir die Anleitung detailgenau ein. Ich war nicht mehr zu bremsen.

Das war vor fünf Jahren. Mir brennen zwar immer noch die Oberschenkel und die Schüler flitzen immer noch an mir vorbei und rufen „Hallo, Herr Mikula“. Aber Ambros hatte recht: „Schifoan is des leiwaundste, wos ma sich nur vurstelln kann.“

Vielleicht lerne ich sogar noch Englisch?!

© Kurt Mikula 2019-07-24

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