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Mittsommernachts(alp)traum

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Mittsommernachts(alp)traum | story.one

Es war ein heißer Sommerabend. Den Tag hatten wir am Mondsee verbracht und uns immer wieder ins kühle Nass geflüchtet. Als sich der Abend über die Stadt senkte, hatten wir immer noch das Gefühl, bei jeder noch so kleinen Bewegung in Schweiß auszubrechen.

Also flüchteten mein Mann und ich auf unsere Dachterrasse, wo stets ein laues Lüftchen wehte. Mit uns kamen eine Flasche Weißwein und eine riesige Karaffe Wasser. Wir lümmelten in unseren Rattanmöbeln und starrten in den sternenübersäten Himmel. Der Wein prickelte auf der Zunge, die sanfte Brise auf der Haut.

„Im Schlafzimmer werden wir heute Nacht wieder richtig schwitzen“, bemerkte mein Mann angesichts der tropischen Temperaturen, die die Räume den ganzen Tag lang aufgeheizt hatten.

„Haben wir noch das aufblasbare Gästebett?“, fragte ich ihn.

Mein Mann nickte. „Das müsste im Keller sein.“

„Wir könnten doch …“ Meine Augen blitzten schelmisch.

„… auf der Dachterrasse schlafen“, beendete mein Mann den Satz für mich.

Wir grinsten uns an und liefen in den Keller. Kurz darauf war das Bett samt Blasebalg geholt und wir bereiteten unsere Schlafstatt unterm Sternenzelt vor. Die Grillen zirpten. Irgendwo miaute eine Katze. Richtig idyllisch! Nur unser Hund fand die ganze Situation höchst befremdlich. Immer wieder lief er um das Bett herum, das inmitten der Terrasse thronte und starrte uns mit schief gelegtem Kopf an, als wollte er sagen: „Euer Ernst?“

Ich holte Laken, Kopfkissen und Decken und wir kuschelten uns in unser neues Freiluftbett ein. Wir quatschten und lachten bis weit nach Mitternacht. Ich war viel zu aufgeregt, um gleich zu schlafen. Ich fühlte mich wie eine Dreizehnjährige im Pfadfinderlager! Irgendwann waren Wasserkaraffe und Weinflasche leer. Allmählich hatte ich Mühe, meine Augen offenzuhalten. Ich kuschelte mich an meinen Mann und fiel – beseelt von unserer grandiosen Idee – in einen tiefen Schlaf.

Ein unangenehmes Brennen weckte mich. Außerdem fror ich ganz fürchterlich. Als ich mich umblickte, bemerkte ich einen Schwarm Gelsen, der uns auf Höhe des Bettes umschwärmte. Wahrscheinlich hatte sie der süßliche Duft der fast leeren Weinflasche angezogen, denn einige waren in die Flasche gekrochen. Instinktiv schlug ich nach den juckenden Stellen und merkte, dass mich die Biester mindestens 20-mal in den Allerwertesten gestochen hatten. Von meinem Gefuchtel wurde nun auch mein Mann munter. Auch er hatte Gelsenstiche an Beinen, Rücken und Po. Schimpfend rafften wir die Decken zusammen und flüchteten ins Schlafzimmer. Da es im Freien in der Nacht ganz schön aufgefrischt hatte, kuschelte ich meine kalten Zehen ins warme Bett. Hier waren wir in jedem Fall vor den Insekten geschützt.

„Am besten lassen wir das Gästebett stehen“, neckte mich mein Mann. „Vielleicht hast du ja bald mal wieder Lust auf ein Abenteuer.“

„Mein Bedarf ist gedeckt“, gab ich zurück. „Da schwitze ich künftig lieber! Soll ja gesund sein.“

© Lilly Frost 2020-07-28

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