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#Afrika#reisen#armut

Mbaam mi Alina

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Mbaam mi Alina | story.one

Wohlgenährt, gut gepflegt, freundlich sieht er aus. Nicht so klapperdürr wie so viele andere seiner Gattung hier. "Er hilft uns sehr bei der Arbeit. Wir lieben ihn und behandeln ihn gut", sagt sein Besitzer, ein Baye Fall, Mitglied einer Sufi-Bruderschaft im Senegal. Umwelt- und Tierschutz ist ihnen wichtig. "Wie heißt ´Esel` auf Wolof?”, frage ich. “Mbaam mi Alina". “Der Esel heißt Alina”, sagt sein Besitzer. Ob all die anderen Eseln und Pferde, die ich im Senegal gesehen habe, einen Namen haben? Sie ziehen Karren vollbeladen mit Waren, Menschen, Tieren und sind oftmals in erbärmlichem Zustand. Blutige Flanken, dort wo ihre Besitzer sie mit Stöcken schlagen. Schmutzig. Dürr. Ungepflegt. Warum das so ist, weiß ich nicht.

Deutlich mehr Zuwendung erhalten, so mein Eindruck, die Hammel. Kurz nach meiner Ankunft in Dakar sehe ich an jeder Straßenecke Herden von Schafen stehen. Sie werden sogar ins Meer getragen, dort gewaschen, geschrubbt. Die große Zuwendung erklärt sich darin, dass es kurz vor Tabaski ist. Je imposanter der Hammel, den ein Mann zum Opferfest für seine Familie kauft, desto höher sein Ansehen. Und das seiner Familie. Bis zum Fest wird das Opfertier im Hof der Häuser gehalten, ordentlich gefüttert, gestreichelt und dann geschächtet. Der Gedanke, dass zu Tabaski wohl innerhalb einer Stunde all das Blöken verstummt sein wird, das ich rund um meine Wohnung höre, verursacht mir Übelkeit. Doch ist das Töten mit einem Schlachtschussapparat, “humaner”? Nachdem die Tiere manchmal bis zu tausenden Kilometer Fahrt, quer durch Europa, zusammengepfercht in einem Lkw, überlebt haben? “Das Lamm freut sich, dass es zu Ehren Allahs geopfert wird und mit seinem Fleisch viele Menschen glücklich macht”, erklärt mir ein Senegalese. Und plötzlich erinnern mich die Schafherden an den Straßenkreuzungen an die vielen Christbaummärkte auf den Plätzen Wiens vor Weihnachten.

Hunde und Katzen sehe ich nur wenige auf Dakars Straßen. Fast alle sind sehr dünn, das Fell ungepflegt. Eitrige Augen, blutige Wunden. Sie werden verscheucht, wenn sie sich Kindern nähern. Wahrscheinlich aus Angst, sie könnten Krankheiten auf sie übertragen, denke ich. Und erinnere mich an meine Indienreisen, wo ich ähnliches beobachtet habe. Wahrgenommen habe ich da wie dort auch die vielen abgemagerten Menschen, die von einem Tag auf den anderen Tag nicht wissen, wo und wie sie und ihre Familien zu einer Mahlzeit kommen sollen. Für die eine Krankheit eine wirklich lebensbedrohende Katastrophe darstellt. Die “westlichen Lebensstandard” nur aus Kino und TV kennen. Und aus den Ansprüchen, die westliche Touristinnen und Touristen an Unterkunft und Verpflegung stellen. Dass ihnen der Gedanke, Geld für einen Tierarzt auszugeben, der einen kranken Hund behandelt, absurd erscheint, ist ihnen nicht zu verdenken. Denke ich mir. Bei aller Tierliebe.

© MaschataDiop 2021-02-17

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