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Steh auf und geh - wie ich zur Raum_Wagenden wurde

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Steh auf und geh - wie ich zur Raum_Wagenden wurde | story.one

Von 2013 auf 2014 hatte ich eine schwere Wirbelsäulenerkrankung (Zyste auf der Lendenwirbelsäule) und konnte einen Monat lang nicht gehen oder mich nur mit unglaublichen Schmerzen fortbewegen. Diese Zeit der Inaktivität hat mich sehr geprägt. Das Gehen lernen danach hat mich erst recht in Bewegung gebracht. Beweglich sein, aktiv gestalten, nach dem Scheitern aufstehen und gehen - besonnen, zentriert und achtsam.

Ein bemerkenswerter Satz - wir haben immer zwei Leben. Im zweiten Leben erkennen wir, dass wir nur eines haben.

Als 2015 die Flüchtlingswelle rollte und ich begann, mich als politischen Menschen wahrzunehmen, stellte ich mir eine Frage: wie integriert bin ich selbst? Ich lebe mit meinen drei Söhnen seit 2008 in Neulengbach (Niederösterreich). Ich habe mir damals diese Stadt bewusst ausgewählt - sie hat ein wunderschönes Zentrum mit viel Leben und Geschäften, es gibt die Bahn vor der Haustür, eine traumhafte Burg, viel Landschaft, viel Wald, viel Grün.

Nun war es an der Zeit, mich hier in Neulengbach zu integrieren, mich am Gemeinschaftsleben zu beteiligen. Ich habe aktiv Kontakte gesucht, in den Geschäften, in den Lokalen und in den sozialen Medien. Ich hatte das Glück, als 'Karenzvertretung' mehr als eineinhalb Jahr dem Gemeinderat (mit einem Mandat) beiwohnen zu können. Diese Erfahrung der Gemeinderatsarbeit war eine der wichtigsten überhaupt, auf einmal einer 'politischen Farbe' zugeordnet zu werden und nicht mehr als Michaela Schmitz gesehen zu werden - das war eine tiefgreifende Erfahrung. Es war klar - ich will mich aktiv einbringen - aber als BürgerIn. Ich will mitgestalten -Politik ist der Ort, wo wir uns ausmachen, wie wir miteinander leben wollen.

2016 lernte ich über Judith Anger (Wildniskulturhof) Hannah Kordes und ihren Raum_Wagen kennen - in den Raum_Wagen habe ich mich sofort verliebt! 2017 wagten wir gemeinsam ein Crowdfunding für eine Tour des Raum_Wagens nach Niederösterreich - drei Wochen stand er im August 2017 im historischen Zentrum von Neulengbach zum Thema 'Gib deinen Ideen Raum'. Die Zeit war ein Erfolg, die BürgerInnen haben sich angesprochen gefühlt und mit gemacht. Somit habe ich den Raum_Wagen für die BürgerInnen von Neulengbach und der Region Elsbeere Wienerwald gekauft. Seit Frühling 2018 ist er vor Ort im Einsatz - ich betreibe ein mobiles Bücherregal (das wandert mit den Büchern durch Neulengbach), ein bemaltes Bankerl lädt zum Hinsetzen ein, wir haben das Repair Cafe Neulengbach gestartet, ich organisiere den Zukunfts-Salon und den Mittagstisch der Aktiven Wirtschaft Neulengbach. Und auch heuer lädt der Raum_Wagen wieder im August die BürgerInnen ein, vorbei zu kommen und ihre Ideen einzubringen.

Was tue ich, wenn ich Raum wage? Ich stell den Raum_Wagen auf, öffne Türen und Klappe, gestalte den Raum um den Wagen und bin dort - einfach Raum geben für - was immer dann entstehen mag. Ungeplant, niederschwellig, einfach. Kumm vorbei, i bin durt.

© Michaela Schmitz 2019-04-12

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