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#rucksackreisen#spanien#ayahuasca

Granada

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Granada | story.one

Ich möchte Ihnen von meiner Reise erzählen. Keine Sorge, es ist keine langweilige, klassische Urlaubsgeschichte. Es geht um eine echte Reise, um Jahre meines Lebens. Alles hat in Granada begonnen, wo ich meinen Clown getroffen habe. Wobei eine Reise ja, streng genommen, mit dem Weggehen von Zuhause beginnt und nicht mit einem einschneidenden Wendepunkt.

Es war das Jahr 2014, als ich mein Zuhause in Wien endgültig verließ. Im Februar dieses Jahres war ich bereits auf einer anderen Reise gewesen. Im Dschungel Nord-Thailands wurde mir damals bewusst, dass ich nicht in der Wissenschaft arbeiten möchte, obwohl ich dazu eingeladen worden war. (Es war auch das Jahr meines Bachelorabschlusses an der Uni Wien gewesen, wo ich Biologie studiert hatte). In dem Wissen, was ich nicht wollte, fragte ich mich bei meiner Rückkehr nach Wien: Was will ich eigentlich?

Nun, nachdem Ayahuasca modern ist, unter den verlorenen Seelen, die nicht wissen, was sie mit ihrem Leben machen sollen, entschied ich: „Ich gehe nach Süd-Amerika, suche meinen Schamanen und mache das Ayahuasca Ritual um meine Bestimmung zu finden.“ Über die Wirkung von Ayahuasca wusste ich: Es verbindet das Traumbewusstsein mit dem Wachbewusstsein. Mein Ziel war ein authentisches Ritual mit einem authentischen Menschen. Den konnte nur der Zufall finden.

Etwa 7 Jahre als Zeitfenster, um Südamerika zu durchreisen und diesem Menschen zu begegnen, schienen mir angemessen. Eine Hürde war noch zu überwinden: Spanisch lernen, denn ich hatte keinen Schimmer von dieser Sprache. Anfang September war es dann so weit. Nachdem all meine Dinge verschenkt und all meine Verträge gekündigt waren, ging ich. Der Plan war: möglichst schnell per Autostopp auf die kanarischen Inseln, dort eine Weile leben, dabei Spanisch lernen und ein Schiff finden. Meine feste romantische Vorstellung: den Ozean mit einem Schiff überqueren. Der Weg führte mich nach Granada. Eigentlich wollte ich nur ein Wochenende in der Stadt bleiben, die mich magisch betörte. Doch der Zufall führte mich gleich in ein Cabaret und über Menschen, die ich dort traf, in eine kleine Schule für szenische Künste, „La Estupenda“. Nach einer Schnupperstunde „Clown“ war ich verliebt – in die Kunst des Clownens wie in die magische Stadt Granada. Also schrieb ich mich an dieser Schule für szenische Künste ein und lernte langsam Spanisch. Doch das wirklich interessante war, dass ich meinen Clown traf. Er wurde geboren durch Kommunikation ohne gesprochener Sprache, achtsames Wahrnehmen, anteilnehmende Beobachtung. Das gab mir Leichtigkeit und Spielfreude, die sich nachhaltig auf mein Leben auswirkten. Für mich ist Clownerie die schönste Bühnenkunst, ihre Lehre das größte Geschenk für die Menschheit. Auf der Bühne der „La Estupenda“, hat meine Reise begonnen: mit meinem Clown „La Luna“ und meiner ersten, poetischen Bühnennummer auf Spanisch.

Das war der Anfang. Wie es danach weiter ging, ist eine andere Geschichte.

© Miriam Strasser 2021-04-11

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