Eine schwierige Beziehung
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Ein Mann und eine Frau lebten viele Jahre unverheiratet zusammen. Nachdem es die Frau am Anfang der Beziehung mit der Treue nicht so ernst genommen hatte und in einem Anfall von schlechtem Gewissen ihrem Lebenspartner ihre Männergeschichten gebeichtet hatte, zeigte er sich sehr verletzt und gab ihr zu verstehen, dass für ihn in einer Beziehung Treue doch wichtig sei. Sie wollte ihn nicht verlieren und ließ sich ab diesem Zeitpunkt von keinem anderen Mann mehr berühren. So lebte sie einige Jahre als treue Ehefrau an der Seite ihres Mannes.
Sie gründeten eine Familie. Zwei Töchter wurden geboren.
Da hatte ihr Mann die Idee, ihre monogame Beziehung aufzulösen und einander andere Frauen/Männer zu erlauben. Nach ziemlichen Anfangsschwierigkeiten, die die neue Lebensform mit sich brachte, lebten sie einige Jahre so dahin. Ein Zustand des Gebundenseins und gleichzeitiger Freiheit. Das fühlte sich für die Frau nicht gut an. Nach tränenreichen Ausbrüchen, bei denen ihr Mann in einer seltsam überheblichen Geste der Frau seine tröstende Schulter und Brust anbot, fing sie einfach mit dem Fremdgehen an.
Sie lernte einen attraktiven Mann kennen und verbrachte die Nacht bei und mit ihm. Erst um acht Uhr kam sie nach Hause. Ihr Mann nahm es stillschweigend zur Kenntnis. War es doch seine Idee.
Der Mann, dieser Liebhaber für eine Nacht, rief sie bald darauf an. Ihr Mann ging ans Telefon und hörte eine fremde Männerstimme. Da riss er in einem Wutanfall das Telefonkabel aus der Wand. Sie fühlte sich schuldig. Der Mann vom Reparaturdienst kam und sah sie ebenfalls anklagend an. Ihr Therapeut warnte sie davor, ihren Mann zu provozieren. Aber gerade in der Provokation kam sie in ihre Kraft, die sie weiterleben und an der Situation nicht zerbrechen ließ. Es war ihre Waffe, die sie immer wieder gekonnt einsetzte und ihr psychisches Leben sicherte.
Ein anderes Mal traf sie sich wieder mit einem Mann. An einem schönen Sommerabend.
Eine Freundin hatte sie schon am Nachmittag im Park zusammen mit diesem potenziellen Liebhaber gesehen und sie bei ihrem Ehemann denunziert. Keine freundschaftliche Tat. Das darauffolgende Ehedrama war vorprogrammiert. Sie kam später, als von ihrem Mann erwartet, nach Hause.
Und was sah sie da? Ihr Mann hatte sie aus der Wohnung geschmissen. In ihrer Abwesenheit hatte er ihre Sachen aus der Wohnung befördert. Ihre Kleider, ihre Bücher, alles, was er für ihr Eigentum hielt, hatte er einen Halbstock tiefer geworfen. Ein chaotischer Berg wild durcheinander liegender Gegenstände bot sich ihr dar. Dazu die anklagende Stimme ihres Partners. Es war auch Gewalt im Spiel. Seltsamerweise kam ihre Freundin zu dieser ehelichen Auseinandersetzung hinzu, versuchte deeskalierend einzugreifen, und half der Frau, in mühevoller Kleinarbeit ihre Sachen wieder in die Wohnung zu bringen. Mithilfe eines Therapeuten fand das Ehepaar schon um der Kinder willen zu einem einigermaßen ruhigen Zusammenleben, das einige Jahre gut ging.
© Philomena 2020-12-13
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