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#1sommer1buch#naturerlebnis

Ameisen...

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Ameisen... | story.one

Die Sonne brannte auf unserer Wanderung durch den dichten Forst regelrecht vom Himmel. Deshalb waren wir dankbar für die kurze Rast bei der sagenumwobenen Teufelsbrücke, die sich über einen ausgetrockneten Bach spannte.

Bald drangen wir noch tiefer in den Wald ein, um schließlich zu einer mit unzähligen abgestorbenen Nadeln bedeckten Stelle zu gelangen, an der nicht nur hohe Fichten, sondern auch dicht belaubte Bäume wohltuenden Schatten spendeten. Dort hatte der umsichtige Waldpädagoge bereits Steine in einem Kreis für ein Lagerfeuer aufgelegt, wofür wir nun trockenes Holz vom Waldboden aufsammelten.

Nun zeigte uns der erfahrene Förster, wie man Grünholz vom Haselstrauch oder der Erle schneidet, das sich ja am besten dazu eignet, um einen Spieß zu schnitzen. Nachdem wir das Holzstück von sämtlichen kleinen Astaugen befreit und das stärkere Ende mit leicht schräg gestellter Klinge rundherum zugespitzt hatten, schickte sich der ältere Mann an, das aufgeschichtete Brennholz zu entfachen. Hurtig steckten nun alle ihre Bratwürste auf die selbst geschnitzten Spieße und hielten sie über das flackernde Feuer. Schon bald zog ein köstlicher Duft durch den Blätterwald.

Nach dem Essen hatte unser kundiger Führer ein Suchspiel im lichten Birkenwäldchen vorbereitet. Die Augen eines Adlers wären den Schulkindern von großem Nutzen gewesen, sollten sie doch zwischen den schlanken, hellen Birkenstämmen versteckte Strohhalme entdecken. Das war gar nicht so einfach, da der kräftige Sommerwind immer wieder seinen heißen Atem durch die Kronen der Bäume blies. Dabei tanzten die langen, biegsamen Äste und dünnen Zweige gleich einem wehenden Schleier durch die Lüfte, was es erschwerte, die angebundenen Halme auszumachen. Doch schon bald hatte der scharfsichtige Lukas alle verborgenen Strohhalme entdeckt!

Zu guter Letzt überraschte uns der ehemalige Förster damit, dass er einen Generator mit lautem Getöse anwarf. Dieser speiste eine Kabeltrommel mit Strom, an die wir mehrere Heißklebepistolen anstecken konnten. Aus Rindenstücken, Zweigen und Blättern sollten die Kinder Segelboote bauen, die die kleinen Kapitäne dann später im Brunnen am Dorfplatz stolz vom Stapel ließen. Während einige Kinder noch eifrig beim Werken waren, gellte immer wieder Wehgeschrei durch den Wald. Einige Bootsbauer hatten sich an den Händen mit heißem Klebstoff verbrannt, und Lukas Mutter versorgte die Wunden mit wohltuendem Lavendelöl.

Nun fehlte nur noch ein Gruppenfoto von den großen und kleinen Waldwichteln. Bevor meine gut aufgelegte Kollegin Andi auf den Auslöser ihrer Kamera drückte, rief sie vergnügt: “Ameisenscheiße!“, was enthusiastisch von den verschwitzten Kindern lautstark im Chor wiederholt wurde.

Lukas Mama flüsterte mir daraufhin indigniert ins Ohr, dass doch Schimpfwörter in der Schule eigentlich tabu wären. Sie hatte natürlich recht, aber die Kinder hatten ja Ferien und Ausnahmen bestätigen die Regel!

© Silvia Peiker 2020-09-24

naturerlebnisunvergessliche Reisen

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