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#familienwahnsinn

Erste Worte

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Erste Worte | story.one

Wie alle jungen Eltern freuten auch wir uns unbändig darauf, endlich die ersten Worte aus dem Munde unseres Nachwuchses zu vernehmen. Bei unserer Tochter verlief alles genau nach Plan, und nachdem wir fleißig mit ihr geübt hatten, krähte sie uns bald mit kräftiger Stimme MAMA, PAPA, JA, aber auch vehement NEIN entgegen. Warum ausgerechnet dieses negativ besetzte Wort?

Das Wörtchen NEIN wird ja von unseren Jüngsten quasi bereits mit der Muttermilch aufgesagt, denn kein Partikel der Ablehnung wird so häufig gebraucht wie dieser. Kaum schiebt sich unser Winzling robbend auf das nächstgelegene Regal zu, fliegt ihm auch schon ein lautes, erbostes NEIN um die Ohren.

NEIN, Papas Modellflieger ist tabu (eigenhändig zusammengeklebt)!

NEIN, nicht an den Knöpfen des Herdes drehen, das darf nur Mama!

Warum eigentlich, fragt sich der kleine Möchtegernkoch, und probiert es gleich noch einmal. Was wiederum ein kreischendes NEIN zur Folge hat.

Schon denkt man wehmütig an die Zeit zurück, als der süße Knirps noch relativ unbeweglich auf der Krabbeldecke ruhte und sich sämtliche Nippes und Staubfänger in Sicherheit vor kleinen neugierigen Grapschfingern wähnen konnten.

Das Kind muss ja ein komplexes Sprachsystem erwerben, und während man die kindlichen Laute zwischen seinem 2. und 3. Monat noch mit Gurren in Verbindung bringt, hat sich das Baby zwischen dem 6. und 9. Lebensmonat schon mittels Lauschangriffe in die Sprachmelodie seiner Umgebung bereits eingehört, was als kanonisches, immer wiederkehrendes Lallen zum Ausdruck kommt. Interessant dabei ist, dass französische Babies anders lallen als deutschsprachige. So stelle ich mir im Geiste französischstämmige Winzlinge vor, die mit unverkennbarem, verführerischem Akzent “Olala” intonieren, während unsere Sprösslinge beschwingt “lalala la lala lala” im Walzerrhythmus trällern.

Das erste Wort unseres Sohnes war MAMA, das zweite Wort stellte besonders für den besten aller Väter eine herbe Enttäuschung, ja eine regelrechte Niederlage, dar. „ATU, ATU!“, tönte ihm freudig lachend anstatt einem einstudierten „PAPA“ entgegen. Das konnte bald aufgeklärt werden. Da wir ja an einer stark befahrenen Bundesstraße wohnten, fiel sein Blick durchs Fenster auf die in allen Regenbogenfarben vorbeiflitzenden Autos. Und diese sah er leider öfter als seinen arbeitenden Vater.

Die Jüngste von dreien überraschte uns schließlich mit dem ungewöhnlichen Wort FLIEGE. Sobald wir auf der Terrasse weilten, gellten ihre angsterfüllten Schreie durch den Garten: „FLIEGE, FLIEGE!“ Ich dachte schon, ich müsste einen Psychologen hinzuziehen, denn Stubenfliegen, besonders fette, schwarze, sind eklig und brummen laut. Sie sind aber leider oft anzutreffen und ich konnte ja nicht sämtliche Pucks in meiner Peripherie erschlagen. Bis mir eines Tages dämmerte, dass mit FLIEGE “Flieger” gemeint war, und diese zogen über unseren Köpfen ihre unermüdlichen Flugbahnen und dröhnten laut.

© Silvia Peiker 2021-01-06

familienwahnsinnHoppalas, die uns zum lachen bringen

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