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#katzengeflüster

Grinsekatze

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Grinsekatze | story.one

Einen Kater haben kann zweideutig ausgelegt werden. Es kann vorkommen, dass man einerseits mit einem vierpfotigen Kater während nachtschlafender Zeit um den Mehrheitsanspruch der Bettdecke ringt, oder andererseits beim ersten Hahnenschrei den hochprozentigen Katzenjammer des feuchtfröhlichen Abends mit einer Bloody Mary bekämpft.

Schwarze Katzen sollen Unglück bringen, was für Mäuse mit Sicherheit als Katz-und-Maus-Spiel gelten mag, für Menschen jedoch nur, wenn sie abergläubisch sind. Gerne erinnere ich mich an den Zauberspruch “Dreimal schwarzer Kater” der Hexe Bibi Blocksberg, der unzählige Male durch die Kinderzimmer schallte.

Katzen sind eigentlich Meister im Anschleichen, besonders wenn es darum geht, etwas klammheimlich aus der Küche zu stibitzen. Und hat nicht schon Hemingway festgestellt, dass Katzen es schaffen, geräuschlos durchs Leben zu gehen?

Auch mit Petrarcas Weisheit kann ich mich anfreunden: Die Menschheit lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: In Katzenliebhaber und im vom Leben Benachteiligte.

Als geübte Katzenkloreinigerin und Futtermagd bin ich, gemäß Petrarca, offensichtlich auf die Butterseite des Lebens gefallen und nur einen Katzensprung vom rötlich glänzenden Katzengold in unserer Vitrine entfernt, das unsere Kinder eifrig während unseres Urlaubs auf der Reinhoferhütte in den Kärntner Wäldern gesammelt haben.

Eines meiner Lieblingsbücher meiner Kindheit war “Der kleine Peter in der Katzenstadt” von Annelies Umlauf-Lamatsch, eine Kombination aus Samtpfote und Lernen, beides lag und liegt mir noch immer am Herzen. Nach wie vor habe ich das Bild vor Augen, wie der kleine Lauser Peter während der Schulstunde in der Katzenschule die weiße Schwanzspitze der süßen Katzendame Miez in die schwarze Tinte taucht. Darauf folgt die reinste Katzenwäsche - mit Milch!

Große und kleine schwarze Katzen anstelle von Noten purzeln lustig in der Katzensymphonie von Moritz von Schwind herum, dessen Karikatur ein Stück für Geigen darstellen soll. Der geniale Federstreich war als Geschenk an seinen Freund, den Geiger Joseph Joachim, gedacht, als dieser zum Direktor der Musikhochschule in Berlin ernannt wurde. Katzenmusik vom Feinsten …

Das führt mich zu einer anderen fiktiven Katze, nämlich der Grinsekatze in Alice im Wunderland. Eigentlich heißt diese Katze im Original von Lewis Carrol ja Cheshire Cat, benannt nach Carrols Grafschaft Cheshire, in der der Autor das Licht der Welt erblickte. “To grin like a Cheshire Cat” ist eine veraltete, englische Redewendung. Charakteristisch für diese Katze ist jedoch, dass sie, abgesehen von ihrem Grinsen, im Nu zur Gänze verschwinden kann.

Auf Alice' Frage, wie diese denn im Wunderland weitergehen solle, erwidert die Grinsekatze philosophisch: “Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin du möchtest.“

Und manchmal frage ich mich, ob man wohl bei Katzenzungen die sprichwörtliche Katze im Sack kauft?

Dank an Ayse A fürs süße Foto!

© Silvia Peiker 2021-06-20

Katzengeschichten

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