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Wahrnehmung

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Wahrnehmung | story.one

Ich liebe Schokolade", meine Standardantwort, wenn ich zu meinen Schwächen befragt werde. Das brachte mir zwar meistens nicht den erhofften Job ein, zauberte jedoch ein Lächeln auf das amüsierte Gesicht des Interviewers. Eigentlich möchte ich nicht über meine süße Passion für Kakaobohnen schreiben, sondern darüber, wie wir von anderen wahrgenommen werden. Interessante Aspekte vermag auch unsere Selbstwahrnehmung eröffnen, die sich oft gar nicht mit der Perzeption der anderen von uns deckt.

Nur allzu oft betrachten wir Dinge aus unserem eingeschränkten Blickwinkel, beruht unsere Sichtweise entweder auf Erfahrungswerten, Einbildung, aber auch auf Manipulation der anderen.

Ein Seminar über gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg im Rahmen meiner pädagogischen Weiterbildung hat mir die Augen geöffnet, hat mir gezeigt, wie wichtig und notwendig es ist, den Perspektiven anderer Beachtung zu schenken.

Im Fokus liegen dabei Wertschätzung, ein respektvolles Miteinander, dem Gegenüber zuhören. Dabei ist aber nicht nur unser Hörvermögen gefragt, sondern auch unsere empathische Fähigkeit, sich in andere einzufühlen. Eine tragende Rolle spielt hierbei die Wahl der Sprache, der umsichtige Umgang mit Wörtern. Konstruktive Gespräche sollen dazu beitragen, Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen. Es soll möglichst ein Kompromiss gefunden werden, bei dem beide Parteien ihr Gesicht wahren und sich als gleichberechtigt fühlen können. Heutzutage spricht man stets von Kommunikation auf Augenhöhe, man soll nicht auf andere herabsehen, sondern ihren Ansichten wohlwollend Beachtung schenken.

Natürlich ist es nicht in jeder Situation möglich, sich in andere Denkweisen hineinzuversetzen. In vielen Berufen herrscht Zeitdruck und ich habe in der Schule die Beobachtung gemacht, dass manche Eltern nach einem stressigen Arbeitstag ungehalten sind, wenn der eigene Sprössling seine Hausaufgaben nicht in der oft zu kurzen Lernstunde, die eigentlich gar keine Stunde ist und lediglich 50 Minuten dauert, erledigt hat. Dabei muss jedoch wieder berücksichtigt werden, dass die Aufgabenbewältigung in der Gruppe, in der sich gerade Kinder leicht abgelenkten lassen, nicht für alle Schüler*innen geeignet ist.

Nach besagtem Seminar mit praktischen Übungsbeispielen ist es mir leichter gefallen, mit schroffen Zurechtweisungen, die meine berufliche Kompetenz n Frage stellten, besser zurechtzukommen und ungerechtfertigte Kritik nicht persönlich zu nehmen. Aus meiner Erfahrung erleichtert unvoreingenommenes Zuhören das Zusammenleben mit unseren Mitmenschen, auch mit Freunden und Verwandten, ungemein. Denn wenn ich die Beweggründe der anderen hinterfrage, warum diese unbedachte, verletzende Worte ins Gespräch einfließen lassen, kann ich besser mit dem Gesagten umgehen und werde nicht sogleich in die Defensive gedrängt.

Foto: Liliane Tomasko : ein Traum von einer Spule

© Silvia Peiker 2022-01-14

MotivationReflexionen

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