Auf einer Luxusyacht in Tivat
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Ich lernte die gebürtige Serbin Ana, die mit ihrer Familie in Wien wohnt, bei meiner Kinesiologie-Ausbildung in Graz kennen. Wir waren in der gleichen Gruppe und übten so auch öfters an uns.
Als ich mal beruflich in Wien war, lud mich Ana zu ihr nach Hause in die Wohnung ein und bot mir an, eine Behandlung bei ihr wahrzunehmen. Als ich sie danach fragte, was sie bekäme, meinte sie nichts beziehungsweise was ich ihr halt geben würde.
Ich legte €50 auf den Tisch und Ana war etwas sprachlos. Sie hatte schon einigen Freunden als auch Nachbarn mit den Therapien geholfen, doch mehr als €10 war es anscheinend niemanden wert, wodurch ihr Mann auch meinte, ob sie nicht lieber ihre Energie in anderes stecken sollte. Stolz wartete sie auf die Rückkehr ihres Mannes von der Arbeit und zeigte ihm das Geld, welches ich ihr gab. Daraufhin änderte er seine Haltung zu den Behandlungen seiner Frau und motivierte sie sogar, weitere Ausbildungen zu absolvieren. Von diesem Zeitpunkt an löste sich ein Knopf und vieles fing zu laufen an. Ana begann daher neben der Kinesiologie auch mit einer Massageausbildung.
Wir blieben befreundet und sie lud mich im August 2012 nach Tivat in Montenegro ein, wo ihre Familie eine Eigentumswohnung besaß. Sie hatte einen Traum, sich im Monte Carlo des Ostens, wie es auch genannt wird, etwas aufzubauen. Nachdem ich ihr schon einmal Glück gebracht hatte, hoffte sie, dass ich auch diesmal einen positiven Einfluss ausüben könnte.
„Ich bin seit zwei Wochen da, war in jedem Hotel und Charterbüro, doch keiner hat bislang angerufen“, erzählte sie mir traurig. Wir gingen zum Sonnen an den Strand und keine 3 Stunden nach meiner Ankunft am Flughafen läutet schon Anas Handy und man fragte, ob sie morgen Nachmittag Zeit für mehrere Massagen auf einem Boot hätte. Sie wollte, dass ich sie unbedingt begleite, da sie kein Englisch spräche und ich so übersetzen könnte.
Pünktlich waren wir am vereinbarten Standort und hielten Ausschau. Als ich eine große luxuriöse Yacht sich uns nähern sah, fragte ich Ana, die mit dem Rücken zum Meer stand: „Wie war nochmals der Name des Bootes?“ Nachdem sie geantwortet hatte, sagte ich zu ihr: „Ana, dreh dich jetzt nicht sofort um. Das Boot ist nämlich kein Boot, sondern eine geile Yacht. Ganz cool bleiben.“
Wir gingen auf das Schiff, wo uns alle paar Meter ein anderer Security mit Schallschlauch im Ohr, wie in einem Spionage-Film, begleitete. Man führte uns zum Kapitän, mit dem ich auf Englisch sprach und wie sich bald herausstellte, war er aus Liechtenstein und so wechselten wir auf Deutsch. Ana massierte zuerst eine junge attraktive Frau und danach 2 Männer, die alle aus Russland waren.
Auf dem Weg zurück fragte sie mich, ob sie €50 pro Person verlangen sollte. Ich sagte sofort, dass sie mindestens €100 pro Person nehmen muss, was sie dann auch dem Kapitän als Honorar nannte. Am Abend nach einer Dusche und schick gemacht, strahlte sie über das ganze Gesicht und meinte: „Ich wusste Sylvia, wenn du kommst, dann klappt es!“
© Sylvia Eugenie Huber 2021-01-28
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