Auweh in Vieste
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Nachdem wir bereits Ostern mit einer zweiten Familie verbracht hatten, beschlossen die Familienoberhäupter auch den Sommerurlaub gemeinsam zu verbringen. Da mein Onkel großer Italien-Fan war, ging es an die Adriaküste.
Vieste gehört der Region Apulien und Provinz Foggia an und war früher einmal ein Fischerdorf, doch wie viele am Meer liegende Städte, wurde der Tourismus zur Haupteinnahmequelle. Gelegen ist diese wunderschöne Stadt auf dem felsigen Gargano, das nördliche Vorgebirge Apuliens, dessen Kalkstein durch Erosionen geformt wurde. Der Pizzomunno ist ein imposanter 25 Meter hoher Kalkfelsen direkt am Strand, welcher der Legende zufolge aufgrund einer tragischen Geschichte des Fischers Pizzomunno und der Liebe zur schönen Cristalda entstand. In der Stadt gibt es neben den für Italien typischen engen Gasserl auch Märkte, die speziell das weibliche Publikum anzogen.
Doch die meiste Zeit verbrachten wir am Campingplatz als auch am Strand mit in der Sonne liegen und baden gehen. Und wie es so ist, wenn 4 Erwachsene und 6 Kinder beziehungsweise Jugendliche zusammenkommen, dann ist auch immer etwas los.
Mein Onkel nahm sein Motorboot mit und mein Cousin ließ sich zum Wasserskifahren nachziehen. Dies machten sie eine Stunde lang, bis eine Qualle das Vergnügen abrupt beendete. Denn jene Medusa injizierte unerfreulicherweise das Gift ihrer Nesselzellen in der Badehose meines Cousins, der daraufhin schmerzgeplagt zusammensackte. Als wir vom Strand kamen, saß er breitbeinig mit hochrotem Kopf im Campingsessel und schob regelmäßig Eiswürfel in seine Hose, um den Verbrennungsschmerz zu lindern.
Ein anderes Mal gingen wir abends aus und mein Onkel, der liebend gerne Most trank und jenen in vielen Gebinden von zu Hause mitnahm, trug selbst da einen Kanister mit, damit er und mein Vater sich bei einem Stoppen an einer Parkbank einen Becher gönnen konnten. Als wir von einem Fotografen abgelichtet wurden und jener danach seine Visitenkarte hergab und für die Fotos einen überhöhten Preis verlangen wollte, fing mein Onkel mit ihm zu streiten an und der Fotograf verließ daraufhin wütend den Platz und schrie noch hinterher: „Österreicher nur saufen, saufen, saufen!“
Zu Mittag wurde immer am Campingplatz von den Männern gekocht als auch abgewaschen. Die Herren brachten nach dem Essen das benutze Geschirr, welches sich in einem Plastik-Lavoir befand, mit den Rädern zur Abwaschstelle, wo sie mitunter bis zu 2 Stunden blieben. Nach einer Woche ging daher meine Tante zu Fuß zu jener Stelle und fand den Grund für die langdauernde Tellerwäsche heraus – die Damen, die dort ebenfalls den Abwasch erledigten, machten dies „Oben-Ohne“. Und unsere Herren waren nicht die einzigen, die sich ganz plötzlich für Hausarbeit zu begeistern schienen.
Der Urlaub war vollgepackt mit vielen Erlebnissen, von denen wir immer gerne sprachen. Mittlerweile ist nur noch die Tante am Leben, aber Erinnerungen sind ja bekanntlich unsterblich.
© Sylvia Eugenie Huber 2021-03-04
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