Cliffs of Moher
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Ein Wegweiser an der Straße verrät uns, dass wir endlich angekommen sind. Rasch das Auto einparken, ist es bereits 20:30Uhr und laut Google soll um 20:37Uhr die Sonne untergehen. Wir laufen los und sehen, dass es einige Stufen zu bewältigen gibt, aber jetzt müssen wir Tempo geben. Mit pumpenden Herzen bleiben wir demütig stehen und erfreuen uns der Schönheit jenes Naturspektakels. Die teilweise senkrecht aus dem Atlantik ragenden Klippen erreichen beim höchsten Punkt, dem O’Brien’s Tower, eine Höhe von 214 Meter. Während beim Blick auf den Ozean die Sonne ihre gelb-orange Farbe in das Meer ergießt, kommt landwärts der Mond immer deutlicher zum Vorschein.
Die gut ausgebauten Wanderwege laden ein, weiter nach Norden zu spazieren. Der Himmel präsentiert sich in einem Farb-Potpourri aus blau, rosa und violett während eine Frau den Traktor anhält, um ihre Schafe auf die Wiese zu lassen. Von hier aus erhaschen wir einen tollen Blick auf die 60 Meter aus dem Meer ragende Felsspitze „Branaunmore“. Aufgrund der zunehmenden Dunkelheit sind wir allerdings gezwungen, langsam die Rückreise anzutreten.
Zufrieden und müde kommen wir beim Hotel an, möchten nur noch eine Dusche nehmen und dann ins Traumland gleiten. Nachdem ich meinen Instagram-Account pflegen möchte, lasse ich Brigitte den Vorrang, die jedoch nach kurzem wieder aus dem Bad kommt und mich um Hilfe bittet. Die elektrische Dusche hat einen Start/Stop-Knopf und einen Temperatur- als auch Leistungsregler, welche sich zwar drehen lassen, nur Wasser fließt eben nicht. Auch mehrmaliges Drücken ändert nichts daran und so müssen wir uns eben mit einer Katzenwäsche zufriedengeben bei einem Waschbecken, wo der Abfluss verstopft zu sein scheint.
Am Morgen gehen wir zum Frühstück, welches sehr einfach gehalten ist und wo Großvater und Enkel den Service machen. Die Frage, ob wir vielleicht Pancakes möchten, bejahen wir beide und werden mit ganz frisch gemachten, liebevoll mit Früchten garnierten, Pfannkuchen überrascht. Als es zum Zahlen wird, sage ich dem Hausherrn, dass die Dusche gestern Nacht nicht ging, wir aber nach 22Uhr nicht mehr stören wollten. Als er mit uns zum Zimmer geht, stellt sich heraus, dass jemand im Gang die Stromzufuhr abgeschaltet hat. Ein Umlegen des Hebels lässt das Wasser sofort fließen – na gut, das kann nun wirklich keiner wissen.
Beim Verabschieden quatschen wir mit dem Senior, wo wir schon überall waren und dass heute Poulnabrone am Plan steht. Aufgrund unseres Interesses an Historie empfiehlt er uns zusätzlich im „Burren“ zur Kathedrale in Kilfenora, zum Leamaneh Castle und zur Corcomroe Abbey zu fahren. Er zeigt uns Bilder in einem Buch, erzählt Hintergründe und als er bei etwas lachen muss, springen seine Dritten hinaus, was uns alle zum Lachen bringt.
Auch wenn wir gestern Abend nicht unbedingt „amused“ waren, haben die Freundlichkeit als auch die Geheimtipps wieder alles wettgemacht und so fahren wir beschwingt zu den nächsten Zielen.
© Sylvia Eugenie Huber 2022-05-01
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