Der letzte gemeinsame Urlaub
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In meiner Kindheit fuhren wir zu Ostern immer in den Süden, wo man schon den herannahenden Frühling zu spüren bekam. Mit einer Freundin ging es April 2003 spät nachts in einer über 8-stündigen Autofahrt nach Bella Italia. In den frühen Morgenstunden erreichten wir Genua, wo wir eine kurze Schlafpause im Auto nahmen und danach, von einem Kaffee gestärkt ans Ziel in die ligurische Provinz Savona kamen.
Wir waren beide kulturinteressiert, doch uns unterschied ganz stark die Art, wie man im Urlaub wohnt. Ich bevorzugte eine nette Unterkunft, während meine Freundin der Meinung war, das günstigste reicht völlig aus. Sie wählte ein Quartier, welches zwar einen tollen Blick zur Kirche San Pietro Apostolo hatte, jedoch sonst eine Katastrophe war – nur ein Bett und ein Sofa zum Nächtigen, ein Badezimmer aus Plastik und Wände aus Papier, wo man die benachbarte 6-köpfige italienische Familie rund um die Uhr wahrnahm. Natürlich musste sie auf dem Sofa schlafen, doch hatten wir zusätzlich noch Diskussionen, da sie auch dort kochen wollte, um Geld fürs Essen einzusparen, was ich jedoch strikt ablehnte. Wir einigten uns, nur das Frühstück in dieser Baracke einzunehmen.
Wir besichtigten die Küsten-Gemeinde Pietra Ligure, wo wir untergebracht waren, mit seiner Petersburg Castrum Petrae, der Kirche Basilica di San Nicolò und dann ging es an Strand, wo wir klassisch eine Pizza bei Sonnenschein konsumierten. Im Anschluss ging es in das 1 ½ Stunden entfernte Monaco, wo wir den bekannten Hafen als auch das Casino aufsuchten, wo an jenem Tag gleich mehrere Ferraris vor der Türe parkten und danach spazierten wir noch zum exotischen Garten, bevor wir wieder die Rückreise antraten.
Am nächsten Tag starteten wir bei der kleinen Gemeinde Altare, wo wir die wunderschöne Fassade der Villa Rosa bewunderten, in der sich das Glasmuseum Museo dell'Arte Vetraria Altarese befindet. Wir kamen noch an weiteren tollen Villen vorbei, die teilweise leider dem Verfall gewidmet waren. In der benachbarten Gemeinde Carcare lichteten wir das Castello di Quassolo nur aus der Entfernung ab, da jenes sich in Privatbesitz befindet und leider nicht zu besichtigen war. In dem an der Riviera di Ponente gelegene Albissola Marina besuchten wir die wunderschöne Villa Faraggiana mit ihrer tollen Parkanlage und danach stärkten wir uns in einer Pizzeria der Nachbargemeinde Albisola Superiore. Auf der Rückfahrt hielten wir am natürlichen Hafen in Noli, von dessen Festung Castello di Monte Ursino man einen atemberaubenden Ausblick auf die am Meer liegende mittelalterliche Gemeinde genießt.
Zu guter Letzt besuchten wir das an der Riviera liegende Finale Ligure, an dessen Strand Spiaggia libera auf hohen Felsen die Casa Castelletto di San Donato thront und das noch 30 min entfernte Alassio, wo ich erneut die Muretto zu sehen bekam.
Die Tage waren mit tollem Sightseeing gefüllt, doch mit meiner Freundin fuhr ich aufgrund ihres steten Sparens nach jenem Urlaub nie wieder weg.
© Sylvia Eugenie Huber 2021-03-21
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