Der Rückflug
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Dienstag, 02.11.21
Um 6.15Uhr läutet der Wecker, zum ersten Mal in diesem Urlaub, aber es gibt ja einen Flieger zu erwischen. Nach dem Koffer packen nehmen wir bei Sonnenschein die Fahrt zum Flughafen auf – das Wetter kann man halt nicht beeinflussen. Am „Aeroporto“ retournieren wir das Auto und begeben uns zum Schalter, um einzuchecken und meinen Koffer aufgeben. Der Hund bekommt nochmals Gelegenheit sein Geschäft zu verrichten und danach heißt es endlich frühstücken.
Gestärkt geht es durch die Security Control und zum Anstellen am Abflugs-Gate. Der Airbus 320 ist ziemlich voll und dementsprechend beginnt Mann leicht durchzudrehen. Er fühlt sich wie Schlachtvieh und selbst einem Schwein in Massentierhaltung geht es besser, teilt er mir mit. Als wir im Flieger sitzen bekomme ich zu hören, dass er nie wieder fliegen will. Endet so unser erster gemeinsamer Urlaub?
Ich beschließe zu schweigen, genieße den unglaublichen Blick auf den Ätna und schieße unzählige Fotos von allen Perspektiven des Vulkans, welchen wir mit dem Flieger umrunden, bevor es gen Osten geht.
In Ancona angekommen sprintet der Mann nach Sauerstoff ringend sofort mit dem Tier nach draußen. Ich muss auf mein Gepäckstück warten, was eine halbe Ewigkeit in Anspruch nimmt, da das Förderband kaputt gegangen ist und man nun auf die manuelle Zustellung warten muss. Eine Menschentraube sammelt sich vor der Glastür, wo ein Koffer nach dem anderen abgestellt wird. 30 Minuten später schaffe ich es ins Freie und darf ebenfalls wieder ohne Maske atmen.
In Ostra gehen wir zuerst in den Supermarkt einkaufen, möchten wir ja noch ein paar Tage hier verbringen. Zu Hause angekommen wird das Haus durchgelüftet und danach ein wohliges Feuer im Ofen gemacht. Am Abend kochen wir gemeinsam gesundes Essen und es gibt keine Süßspeisen mehr, so wie im Urlaub.
Der Mann hat sich inzwischen von seinem Flug-Tourette erholt und wir blicken beide auf 6 außergewöhnliche Tage zurück – ein verpasster Flug, Flugverspätung beim Folge-Flug, keine Aushändigung des reservierten Leihautos, da kein PIN-Code, stark überschwemmte Straßen in Catania, ein nass gespritzter und daher fluchender Partner in Syrakus, der nicht gleich gefundene Stadtplatz in Noto, die Partnerin, die ihn mit ihrer Fotografiererei und Kultursucht in den Wahnsinn treibt und nicht zu vergessen der Reifenplatzer.
Aber natürlich gab es unzählige schöne Erlebnisse zu verzeichnen, wie täglich ohne Wecker aufzustehen, spontan in der Früh den Tag zu planen, die tollen Landschaftskulissen samt ihren architektonischen Meisterwerken und nicht zu vergessen das absolut hervorragende Essen. Auch Hündin Bella hat es gefallen, solange etwas vom Teller für sie abfällt, ist sie schon zufrieden.
Nach jeder Reise stelle ich erneut fest, dass ich es absolut liebe zu verreisen und mich unglaublich freue, wenn mich das Ungewisse das nächste Mal für ein oder zwei Wochen aus dem Alltag reißt und mit mir eine Runde Glücks-Lotto spielt.
© Sylvia Eugenie Huber 2021-11-05
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