Die weißen Patrizierhäuser
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Nachdem die Spritpreise in Norwegen deutlich teurer sind als in Österreich, nutze ich die erste Gelegenheit als ich eine Billigtankstelle erblicke. Hier kostet der Liter Benzin 24,50 NOK (norwegische Kronen), was mit dem momentanen Umrechnungsfaktor von etwa 10 auf ca. €2,45 pro Liter kommt – bei den regulären Tankstellen habe ich schon Preise von 27,50 NOK gesehen!
Hier funktioniert tanken nur mit Karte, was ja okay ist, aber welche der zwei Zapfsäulen, auf denen beiden 95 steht, ist die richtige? Ich frage deshalb einen Herrn, der den Unterschied ebenfalls nicht zu kennen scheint und lachend meint, dass ich auf keinen Fall Diesel tanken darf – ja, danke, das ist mir auch klar!
In Risør angekommen, beziehe ich zuerst mein Quartier, welches furchtbar nach frischer Farbe riecht, dessen Fenster sich jedoch nicht öffnen lassen und ich daher lediglich die Haustüre zur Frischluftzufuhr nutzen kann. Nach 30 Minuten gehe ich los und frage die erste Dame, die mir begegnet, wie lange es von hier ins Zentrum dauert. „Zwei Minuten“, bekomme ich als Antwort – das nenne ich mal eine zentrale Lage! Das macht den strengen Geruch des Zimmers gleich wieder ein bisschen wett.
Risør wird auch „Trehusbyen“, also Holzhausstadt genannt, da die weißgestrichenen Holzhäuser zu den am besten erhaltenen Europas gehören und größtenteils unter Denkmalschutz stehen. Die „hvite by ved Skagerrak“, die weiße Stadt am Skagerrak, erhielt im Jahre 1990 sogar den Preis für die schönste Holzstadt des Landes. Im Jahre 1861 zerstörte ein Feuer 248 Häuser und nur 81 wurden gerettet. Da die Stadt aufgrund der Schifffahrt über die finanziellen Mittel verfügte, konnten neue Häuser, die heutigen Patrizierhäuser, erbaut werden und mit der damals teuersten Farbe Weiß angestrichen werden.
Als ich bei der Heiligen Geist Kirche „Hellig Ånds kirke“ ankomme, treffe ich auf einen Jungen mit Hund, der auf einem Sessel hinter dem Gotteshaus sitzt und der Musik aus der Kirche lauscht. Er erzählt mir, dass hier die nächsten Tage bekannte Künstler im Rahmen des „Risør Kammermusikkfest“ auftreten und er mit dem Hund aber nicht hineindarf. Am Hafen erfreue ich mich noch des herrlichen Ambientes und lasse den Tag mit einem Lachs und Pommes Frites ausklingen.
Am nächsten Morgen werde ich bereits um 6 Uhr munter und recherchiere, nachdem ich diesmal ein Zimmer ohne Frühstück habe, die Öffnungszeiten der lokalen Kaffeehäuser und muss feststellen, dass alles erst nach 8 Uhr aufmacht. So beschließe ich nach Lillesand zu fahren und dort zu frühstücken.
Die putzige Kleinstadt mit etwa 800 Einwohnern präsentiert sich ebenfalls mit weißen Häusern im Patrizierstil und nach einem Bummel vom Hafen über die Kirche zum Ortsplatz finde ich ein Kaffeehaus, wo ich neben Kaffee, Orangensaft und Croissant auch 1 Stück Snickers-Torte mit geschätzten 2000 kcal zu mir führe. Da das nächste Ziel knapp 3 Stunden entfernt ist und es hier bereits etwas bewölkt ist, mache ich mich lieber auf den Weg.
© Sylvia Eugenie Huber 2022-07-03
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